Mittwoch, 29. April 2015

Ich habe einen Traum. Demnächst bestimmt.

Das Bett wird frisch bezogen sein, am liebsten mit weißer an der Luft getrockneter Leinenbettwäsche.
Wisst ihr was? Ich nehme das zurück. Meinetwegen kann es auch 280 mal gewaschene Biba-Bettwäsche von 1984 sein, mit einem lollilutschenden Teddybärchen bedruckt. Wo war ich?
Es wird einen Nachttisch geben, auf dem werden sich befinden: eine anderthalb-Liter-Flasche Wasser mit Kohlensäure, die jederzeit nachgefüllt wird, sobald sie mehr als zur Hälfte geleert ist. Mein Kindle, voll aufgeladen. Ein nagelneues Döschen Ohropax. Ein Foto von Mann und Kindern, schlafend und lächelnd. (So ein Foto gibt es nicht, aus rein praktischen Gründen: noch nie haben beide Kinder und L. gleichzeitig und am selben Ort geschlafen und gelächelt.) Ansonsten wird der Raum sehr leer und aufgeräumt sein. Es wird ein großes Fenster geben, draußen wird die Sonne scheinen, und es wird etwas windig sein. Man sieht Natur, welche Sorte, ist mir egal. Ich trage übrigens einen gebügelten Pyjama, und weil ich weder heute noch morgen stille, kann ich mir eine volle Ladung nach Fichtennadel und Menthol duftende Kräutersalbe auf den Oberkörper schmieren.
Das Bett ist groß, neben mir ist also noch Platz für meinen Rechner und damit die Möglichkeit, mir so ziemlich jeden Film, jede Serie und jeden Blog anzusehen. Der Rechner wird außerdem über einen Filter verfügen, mit dem er es mir erlaubt, zwar online zu sein, aber trotzdem während der ganzen Zeit in dem Raum keine stressende Email zu bekommen. Jobanfragen von Kunden aus der Hölle? Rechnungen, Mahnungen? Post von dieser alten Bekannten, die sich alles halbe Jahr mal meldet, um zu quengeln, warum ich mich nicht mehr melde? Ein andermal.
Und jetzt geht die Tür zu, und ich bin allein in diesem Zimmer, und zwar für mindestens 48 Stunden, die sich auf Wunsch ohne größeren Aufwand verlängern lassen, bis ich genug habe. Genug Stille, genug Ordnung, genug Freiheit, und vor allem genug Schlaf.

Man wird doch wohl noch träumen dürfen! Wenigstens mit offenen Augen, mit geschlossenen ist es leider nicht mehr möglich.

Kaum denke ich, die Schlaflosigkeit ist bald Vergangenheit, dreht sie noch mal einen Gang hoch. Ich war gerade tagelang bei meinen Eltern, und das Tableau für Müttergenesung war perfekt: Meine Eltern haben sich rührend um ihre Enkel gekümmert, ich bekam täglich drei köstliche Mahlzeiten, für die ich keinen Finger rühren musste, das Wetter war schön und kein Kind war krank. Trotzdem gehe ich am Stock, denn in keiner der letzten sieben Nächte habe ich mehr als drei Stunden Schlaf bekommen. Nicht am Stück, sondern insgesamt. Jede Nacht gibt es diesen Moment, in dem ich absolut nicht mehr kann. Dann tröste ich mich damit, dass ich morgen irgendwie einen ein-zweistündigen Mittagsschlaf hinkriegen werde. Irgendwann wird es Morgen, ich trinke die erste Tasse Tee, dann die zweite, und dann geht es irgendwie doch ohne Schlaf. Ich habe kein Talent für Mittagsschlaf, so sieht es nämlich leider aus. Erstens schlafe ich tagsüber nicht ein, egal wie müde, denn ich kann grundsätzlich nicht schlafen, wenn ich weiß, dass in weniger als acht Stunden ein Wecker klingeln und mich wieder aufwecken wird. (Früher hat mich schon ein Arzttermin vor der Arbeit komplett um den Nachtschlaf gebracht, nicht aus Angst vorm Arzt, sondern aus Angst vor dem Wecker.) Zweitens ist mein Tagschlaf nicht wie mein Nachtschlaf. Schlafe ich doch mal ein, dann sabbere ich Kissen und Gesicht komplett klebrig und wache in einem Zustand auf, der sofort nach zehn Stunden mehr Schlaf verlangt, nach einer gründlichen Dusche und Haarwäsche. Drittens lässt der Rest der Welt mich einfach nicht. Kaum liege ich, habe mir die Linsen aus den Augen gepult und die Decke bis an die Augenbrauen gezogen, klingelt DHL oder das Telefon oder irgendwer will irgendwas, meist irgendwer mit sehr, sehr durchdringender Stimme.
Also: doch kein Mittagsschlaf für mich. Stattdessen und um nicht wahnsinnig zu werden, hat mein Fusselhirn sich einen Trick ausgedacht: jeden Tag überzeugt es sich und mich sehr gekonnt, dass es ab heute anders wird. Dass dies die Nacht der Nächte wird, die Nacht, in der ich mich abends schielend vor Müdigkeit hinlege und neun Stunden später aufwache und erst mal nachsehen muss, ob meine zwei rosigen Engelchen überhaupt noch atmen. Wider besseres Wissen glaube ich tatsächlich daran. Auch heute! Ich denke z.B. gerade: wie toll, dass meine Freundin B. erst übermorgen ihren Geburtstag feiert, denn bis dahin kriege ich noch zwei lange, erholsame Nächte voller Schlaf und Träume, so dass ich mit Sicherheit bis zwei Uhr durchhalte. Ich weiß, dass es nicht so kommen wird. Aber ich weiß genau so sicher, dass heute der Tag ist, an dem all das nächtliche Quaken um den letzten Rest Muttermilch vorbei ist - und Kalles schlechte Träume, Michels Fläschchenstreik, die Zahnschmerzen und die verstopften Nasen (die das Trinken zu einem noch größeren Problem werden lassen). Die Sonne scheint, die Vögel singen, kann doch gar nicht anders sein!




1 Kommentar:

  1. Ich kann dir gar nicht sagen wie sehr du mir aus der Seele sprichst. Ich kann es nicht fassen wie sehr das Thema SCHLAFEN meinen/unseren Alltag bestimmt-DAS Allheilmittel zu sein scheint. Ein Jahr schlaflos...seit die Zwillinge nach langer Warterei endlich kamen. Wenn mir das einer erzählt hätte, ich hätte es nicht für möglich gehalten es durchzustehen. Man funktioniert nur noch. Und das darf man ja als Ex-Kinderwunschlerin nicht oft laut sagen. Aber es ist so unheimlich anstrengend. Ich bin froh das ich ebenfalls ein Fusselhirn habe...man hangelt sich von Woche zu Woche und plötzlich sind 12 Monate um.

    Danke für deine Worte. Sie haben mir schon so oft geholfen. Ich hab mich selten so verstanden gefühlt!!!

    Und irgendwie schaffen wir das doch, oder???

    Ich drück dir (uns) alle Daumen und Zehen und Hühneraugen ;-)

    Einen Tröstedrücki aus dem fernen Bayern! N.

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