Freitag, 20. Februar 2015

Wird. Bestimmt, oder?

Einige Dinge lernt man mit der Zeit. Dazu gehört zum Beispiel, mit einem einzigen zarten Feuchttüchlein eine erstaunliche Menge Dünnschiss zu entfernen. Oder am Geknötter zu erkennen, ob Hunger, Kälte, Weltschmerz, Langeweile oder Müdigkeit das Problem ist. Oder Dinge mit Kind auf dem Arm mit einer Hand zu erledigen, für die man früher drei gebraucht hätte. Oder die Bude abends innerhalb von fünf Minuten zumindest oberflächlich betrachtet wieder so hinzuräumen, dass sich Erwachsene dort wohl fühlen können. (Und sich in trügerischer Sicherheit vor Kinderkram wiegen. Gerade bin ich in die nur schummerig beleuchtete Küche gegangen und habe mich dann mit einer Schüssel Heringssalat in der Hand hingepackt, weil ich auf Kalles Rutscheauto getreten bin, das ich aber ansonsten sehr empfehlen kann. Es ist ein italienisches Auto der Firma Italtrike, und es ist so ungefähr in jeder Hinsicht besser als ein Bobbycar: völlig geräuschlos, mit einem Gummirand zum Schutz von Möbeln, Türrahmen und Elternschienbeinen und extrem wendig. Eine Transportbox für Schätze hat es auch. Der Heringssalat hat sich auf einer Fläche von vier Quadratmetern verteilt.) Andere Dinge dagegen kriege zumindest ich wohl nie hin. Kein schlechtes Gewissen zu haben, egal weswegen. (Kind ausgeschimpft wegen ausgeleerten Müeslis: schlechtes Gewissen wegen Hartherzigkeit und trauriger Kinderaugen. Kind Müesli ausleeren lassen: schlechtes Gewissen wegen Erziehungsfaulheit und Prinzipienlosigkeit. Usw. usf.) Einen ganzen Tag zu überstehen, ohne ein Kind mit dem Namen des anderen anzusprechen. Oder einen ganzen Tag zu überstehen, ohne dass Kalle mindestens einmal mein Telefon in den Fingern hat, von meinem Teller isst oder aus meinem Glas trinkt, oder zwei verschiedene Socken anhat.

L. hat für 2015 einen Jesper-Juul-Abreißkalender gekauft, der uns jeden Tag mit einer anderen Erziehungsweisheit beglückt, und wenn er den Spruch des Tages vorliest, denke ich meistens nur patzig "Wäwäwäwäwä", "Jesper Jesper Polyester" oder etwas ähnlich Unseriöses. Andere verinnerlichen das alles sofort und setzen es auch mit links gleich in die Tat um! Ich aber nicht. Lange Zeit fühlte es sich trotz vollgeschriebenen Mutterpasses, nächtlichen Gebrülls und Milchstaus so an, als würde aus mir nie eine Mutter werden. Ich war so lange keine, vielleicht ja deshalb. Bis ich vor ein paar Tagen zum Einkaufen geschoben bin und zufällig mein Spiegelbild in einer Schaufensterscheibe gesehen habe: Frau mit dunkelblauem Parka, enger Jeans, Uggboots, Häkelmütze, Doppelkinderwagen und zackigem Gang. Und da hat es mich wie ein Schlag getroffen: ich bin eine Hamburger Mutti. Bzw. diese Hamburger Mutti, das bin dann wohl ich.

Ok, bevor Michel wieder losbrüllt, schnell die Themen:

Kalles neue Kita
Es ist nicht zu fassen, aber nach anfänglichem Schneckentempo hat Kalle seit gestern offiziell die eigentlich vierwöchige Eingewöhnungsphase hinter sich. Jeden Tag geht er jetzt von neun bis drei in die Kita, und wir sind begeistert. Dort nehmen sie alles, wirklich alles, ganz genau. Die Stärken dieser Kita liegen mit anderen Worten genau an den Stellen, an denen ich meine Schwächen habe. Und das gibt mir das Gefühl, ob zu Recht oder zu Unrecht, jetzt wird alles gut. Michel ruft nach mir, bisher ist es nur so ein diffuses Gemecker, aber gleich könnte mehr draus werden, deshalb im Schweinsgalopp weiter.

Michel
Michel hat seit ein paar Tagen bemerkt, dass er einen großen Bruder hat. Pflanzt sich Kalle vor ihm auf und zeigt ihm, wo seine Ohren, Augen, Mund und Nase sind, dann strahlt Michel ihn hingerissen an. So ein Lächeln habe ich von ihm noch nie bekommen, und Kalle lächelt zurück. Diese Momente können für eine Menge zerbrüllte Nachtruhe entschädigen, auch wenn sie nichts gegen die Augenschatten ausrichten. Ich habe außerdem gestern mal meine Badezimmerkommode aufgeräumt und festgestellt, dass ich noch für 24 Tage Femibion II habe, das stinketeuere Vitamin-Präparat für Schwangerschaft und Stillzeit. Ich habe jetzt mal so vage beschlossen, wenn die Tabletten aufgebraucht sind, stille ich ab. Jetzt sind fast vier Monate um und damit mehr Zeit, als Kalle insgesamt hatte. Es läuft nicht schlecht, aber es reicht immer noch nicht - ohne Fläschchen geht es nicht ganz. Und zwar genieße ich die kleinen Pausen, die Michel und ich zusammen haben können, wenn es irgendwie drin ist, mich mit ihm zum Stillen nach oben ins Bett zu verziehen. Aber diese Pausen sind dünn gesät, und auf dem Sofa oder im Sessel ist es wirklich nicht leicht, weil er erstens so groß ist und zweitens durch die Schiene so steif. Außerdem würde ich gerne irgendwann demnächst mit den ersten Breichen anfangen, und spätestens dann ist Schluss. Ich habe das Gefühl, wir sind so weit, das hinter uns zu lassen. Bevor eine findet, das klänge jetzt so, als hätten wir auch unsere Probleme hinter uns gelassen: haben wir nicht. Er brüllt, ich gähne. Aber auch gähnend sind seit dem letzten Post schon wieder mehrere Tage vergangen, und damit sind wir wieder ein paar Tage näher an dem Moment, an dem er seinen inneren Sonnenschein findet.

Das Pipiproblem
Dazu muss ich noch mal gesondert schreiben. Natürlich ist es als Versuchsaufbau nicht schlau, gleichzeitig die Physio und das eigenmächtige Training mit den Gewichten anzufangen. Da könnte ja jeder kommen, hinterher zu sagen, die Gewichte haben es gewuppt. Aber im Moment habe ich schon das Gefühl, die Gewichte tun mehr für mich als die Physio, und die Gewichte kann ich tatsächlich problemlos in meinen Alltag einbauen. Die Physiotherapie-Stunden laufen über weite Strecken so, dass ich auf einer Liege liege und unter Aufsicht der Expertin den Beckenboden anspanne, was sich gleichzeitig sehr anstrengend und sehr wirkungslos anfühlt - komische Kombination. Dazu muss ich auch nicht fünf Kilometer fahren und die Kinder wegorganisieren, das kann ich auch alleine. Ich habe sie jetzt schon mehrfach gebeten, mir ein paar Übungen beizubringen, die etwas sportlicher sind. Sie sagt, die gibt es nicht. Hm.
Aber zum Glück habe ich ja die Gewichte, und mit denen geht es tatsächlich voran. Mit Gewicht Nr.2 schaffe ich jetzt schon problemlos acht Minuten, wenn ich mich bewege, und zehn oder mehr, wenn ich stillstehe. Für jeden Tag, an dem die Pipibinde trocken bleibt, klebe ich jetzt einen kleinen blauen Punkt in meinen Kalender. Es werden in letzter Zeit immer mehr.

Liebe Damen, ich muss jetzt leider ran hier. A cowboy's work is never done!

Freitag, 13. Februar 2015

Nehmen wir zum Beispiel den Mittwoch.

Am Mittwoch habe ich zum ersten Mal in meinem Leben zwei Gesundheitstermine an einem Tag: um elf Uhr dreißig eine Massage für den Rücken, die ich selbst bezahlen werde, bei einer Praxis in der Stadt. Und um sechzehn Uhr dreißig Beckenboden-Physio bei uns um die Ecke.
Am Dienstag liege ich gerade mit Michel im Bett und stille ihn, da klingelt mein Telefon. Eine Frau ist dran. "Guten Tag, Praxis für Physiotherapie, ich wollte fragen, ob wir ihre Physio morgen verschieben können? Auf elf Uhr? Ginge das?" Ich überlege kurz, dann sage ich, das geht, und lege auf. Zehn Sekunden später fällt mir die Massage wieder ein. Also rufe ich in der Beckenboden-Praxis an. "Hallo. Ihre Kollegin rief mich gerade an und wollte meinen Physio-Termin morgen auf elf Uhr verschieben, ich habe gesagt, das ist ok, aber jetzt ist mir eingefallen, da habe ich schon einen Massagetermin (an dieser Stelle fühle ich mich ganz kurz wie ein verwöhntes Wellness-Frauchen statt wie eine geschundene Mutter), deshalb geht es leider doch nicht. Können wir den Termin da lassen, wo er vorher war bitte?" Die Frau am anderen Ende sagt, sie richtet es ihrer Kollegin aus.

Mittwoch. Nach einem hastig in die Tasten gehauenen Post ziehe ich mich ordentlich an und verlasse bester Dinge das Haus. Ich kaufe mir eine Tageskarte für die Bahn und fahre zu meinem verdammten Massagetermin. Als ich die wenig einladenden Räume betrete, wo es jedenfalls deutlich weniger gut riecht als bei meiner Osteopathin, kommt mir die Sprechstundenhilfe schon entgegen. "Frau Albarelli? Mit ihnen hätten wir vor einer halben Stunde gerechnet. Herr T. ist jetzt zu einem Hausbesuch. Ein Notfall. Und den Termin müssen sie natürlich trotzdem bezahlen." Mir wird schlecht. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder brüllen soll. Dann bezahle ich erst mal und gehe wieder nach Hause. Wie kann man so bescheuert sein? Und wieso, wieso, wieso passiert sowas immer mir?

Es gibt hundert Möglichkeiten, wie diese Panne hätte vermieden werden können. Hier ein paar davon:
Es fängt schon damit an, dass ich noch nie in meinem Leben zwei solche Termine an einem Tag hatte.
Es geht damit weiter, dass diese verdammte Massagepraxis ein Hühnerhaufen ist. L. hat dort öfter Termine, und ich weiß nicht mehr, wie oft die mich schon angerufen haben und wollten, dass ich jetzt aus dem Stegreif und ohne etwas zu schreiben oder L. in Hörweite eine Terminverschiebung klarmache. Wieso können die ihre verdammten Termine nicht da lassen, wo sie sind?
Wieso kann die sich nicht am Telefon so melden, dass man weiß, wer dran ist?
Wieso nennt die eine Massage eine Physiotherapie?
Wieso rufen die ausgerechnet in dem Moment an, in dem ich stille und dabei meinen Terminkalender nicht jederzeit griffbereit habe?
Wieso geht in der anderen Praxis jemand ran, dem nicht auffällt, dass die Kollegin in den letzten zehn Sekunden gar nicht telefoniert hat?
Wieso kratzt sich diese Kollegin wiederum nur verwundert am Kopf, statt mich noch mal anzurufen und nachzuhaken, was da los ist mit Phantomverschiebungen?

Und immer so weiter. Zuhause angekommen guckt L. mich mit großen Augen an. "Du bist wirklich, wirklich bescheuert. Wieso bezahlst Du das denn?" Damit greift er zum Hörer, ruft da an, beruft sich auf die vielen, vielen Massagen, die er dort über die Jahre bekommen hat und auch in Zukunft noch bekommen will, und kriegt die Dame tatsächlich dazu, mir einen neuen Termin zu geben. Jetzt fühle ich mich noch bescheuerter.

Liebe Abkürzungsdamen, das ist ein kleiner Einblick in die Welt von mir und meinem Fusselhirn. Bei nächster Gelegenheit erzähle ich euch dann mal, wie das damals lief mit meinem Gründungszuschussantrag oder meiner letzten Reisepass-Erneuerung, oder wie genau das kam, dass ich mein vorletztes heißgeliebtes Auto durch einen Unfall verloren habe, für den ich überhaupt nichts konnte, und trotzdem einfach leer ausgegangen bin. Manchmal...

Ich hoffe wirklich, das vererbt sich nicht.

Mittwoch, 11. Februar 2015

Schnuddelpost

Ich sitze auf dem Bett, neben mir eine Tasse Tee, auf dem Schoß den Rechner. Kalle ist in der Kita. Michel ist vor zwei Minuten eingeschlafen. Und jetzt schreibe ich verdammt noch mal einen Post. Zwanzig himmlische Minuten lang sitze ich hier und habe nichts anderes zu tun. Und wenn der Kleine aufwacht, was dann? Dann, liebe Damen, wird ihn L. auf den Arm nehmen und hoffentlich trösten können. Und wenn die zwanzig Minuten um sind, dann ziehe ich meine letzte noch frische Hose an, laufe zur Bahn, fahre in die Stadt und nehme wahr und wahrhaftig einen Termin nur für mich in Anspruch: ich lasse mir den kaputten Rücken massieren, eine halbe Stunde lang.

Das miese an diesen seltenen Posts ist, dass es dann immer gleich so viel zu erzählen gibt, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll. Am besten vielleicht mit Michel:

Michels Gebrüll
Es gab inzwischen zwei-drei Nächte, die waren ehrlich ok. Nächte, in denen er drei, vier mal wach wurde und ich innerhalb von Sekunden natürlich dann auch, dann habe ich ihn gestillt, und wir sind beide wieder eingeschlafen. Das war himmlisch. Es gab auch eine Menge Nächte der alten, üblen Sorte, und tagsüber war es immer noch so gut wie unmöglich, ihn anders aufzubewahren als a) auf dem Arm oder b) stillend und eingekuschelt. Den ersten Termin bei der Osteopathin musste ich leider sausen lassen, denn ich hatte Magen-Darm-Grippe Nr.4 (gezählt ab Mitte Januar, glaube ich). Allein Kalles letzte Woche in der alten Kita hat uns zwei davon beschert. Der Erkältung, die dann noch zwischenrein kam, samt Schüttelfrost und Halsentzündung, sind Osteopathie-Termin Nr.2 und drei Beckenboden-Physio-Termine zum Opfer gefallen. Aber gestern, gestern war ich virenfrei, und so haben Michel und ich uns auf den Weg gemacht , um endlich herauszufinden, weshalb so ein kleiner Kerl so einen Riesenkrach machen muss. Die Osteopathin ist für mich allein schon deshalb immer eine gute Idee, weil der Weg zu ihr durch eins meiner Lieblingsviertel führt, in das ich seit Kalle so gut wie nie mehr komme, und weil sie diese unfassbar warme, gesunde, vernünftige und heilsame Ausstrahlung hat. Schon der Geruch in ihrem Behandlungszimmer, und ich fühle mich besser. (Ich hab sie mal nach ihrem Raumduft gefragt, und sie hat nur gelächelt und gesagt "Duft? Nöö, das ist einfach nur irgend ein Putzmittel, keine Ahnung, ich nehme immer wieder andere"). Sie hat Michel eine halbe Stunde mit und ohne Schiene auf dem Arm gehabt, durchgeknetet, ihm etwas vorgesungen und so allerhand anderes, und am Ende lautete das Urteil: Dieses Kind hat unfassbar viel Kraft und Energie für ein drei Monate altes Baby. Es weiß nur leider nicht so recht, wohin damit. Auch - aber nicht nur - wegen der Schiene. Wir können ihm helfen, indem wir ihn kräftig anpacken und ruhig mehrmals am Tag mit sanftem, aber nicht zimperlichem Druck seine Arme, Beine, Füße und den kleinen Körper kneten und drücken. Dagegen kann er dann andrücken und so einen Teil seiner Kraft loswerden. Und singen hilft, denn die Vibrationen, die dabei durch unseren Körper laufen, die mag er auch. Drücken und singen, das kriegen wir hin. Außerdem soll ich mir einen ärztlichen Osteopathen suchen, denn den übernimmt die Kasse zumindest teilweise, und er kann uns weiter führende Krankengymnastik für den Kleinen verschreiben. Das mache ich jetzt, ich habe schon einen auf Rückruf. Und einen Termin für meinen Matschrücken habe ich auch gleich gemacht.

(Manchmal habe ich ja das dumpfe Gefühl, unabhängig davon, ob solche Dinge wie Osteopathie helfen - auf den Termin zu warten und zu hoffen, dass es damit besser wird, ist eine wunderbare Methode, die Schreizeit zu überwinden. Tadaa, wieder sind zwei Wochen um und damit sind wir zwei Wochen näher an den magischen Tag gerückt, ab dem sowieso alles wie von alleine gut und einfach wird. Und leiser. Viel leiser.)

Das Pipiproblem
Ich gebe zu, ich hätte mehr machen können. Aber es ist nicht so, dass ich nichts mache. Bestimmt eine halbe Stunde am Tag übe ich dieses Fahrstuhlding, spanne an und versuche, mir einzubilden, ich würde Grashalme pflücken. (Wer das kennt, weiß, wovon ich spreche, der Rest kann es sich sowieso nicht vorstellen. Das kann ich selbst ja kaum, und ich beschäftige mich jetzt wirklich, wirklich schon eine Weile damit.) Aber es ist so frustrierend und es tut sich so wenig, dass ich jetzt eigenmächtig beschlossen habe, zweigleisig zu fahren und mir parallel bei Amazon das Elanee-Beckenboden-Trainingsset Phase 1 zu kaufen. Das sind vier mit buntem Kunststoff überzogene, tamponförmige Gewichte, die man zweimal täglich für zehn Minuten tragen soll, und zwar im Stehen und Gehen. Schafft man das, ohne dass das Gewicht herausfällt, und das an drei Tagen (also sechs mal) hintereinander, dann darf man zum nächst schwereren übergehen. Ich bin gerade durch mit Gelb und jetzt bei Blau. Blau ist schwerer als erwartet, bisher schaffe ich nicht mehr als zwei Minuten, aber ich bleibe dran, und ich kann damit viel mehr anfangen als mit diesem ewigen Pflücken und Konzentrieren. Ich bin eben eher der grobschlächtige Typ, und ein Training, bei dem ich mich von zwei zu zweihundert Klappmessern hocharbeiten muss, ist mir tausendmal lieber als ein Training, bei dem ich immer "mehr denken als tun" soll, sich überhaupt nichts bewegt und auch niemand so genau sagen kann, wie viel genug ist. Beim Stillen (der Tipp der Physiotante) funktioniert es jedenfalls nicht, kaum fange ich an, mich zu konzentrieren und Sachen zu pflücken, hört Michel auf zu trinken und guckt mich mit großen Augen an.
Und was soll ich sagen? Seit ich die Gewichte dazu genommen habe, werfe ich jeden Abend eine so gut wie unbenutzte Pipibinde in den Müll.

Der ganze Rest
bekommt jetzt einen Schlampi-Absatz mit allem wild durcheinander, denn in fünf Minuten muss ich mein Schreiblager schon wieder verlassen und los. Die Rückkehr in den Job wird gerade zur ziemlich komplizierten Aussicht, davon schreibe ich aber mal, wenn alles spruchreif ist. Im Moment ist das alles aber sowohl in Wirklichkeit als auch in meinem Fusselhirn so weit weg, dass mich die Unsicherheit und das In-der-Luft-Hängen für mich ganz untypisch wenig kratzt.
Kalle ist jetzt seit fast zwei Wochen in der neuen Kita, und wie erwartet nehmen sie dort vieles, eigentlich alles sehr viel genauer als in der alten. Eben auch die Eingewöhnung, die soll dort eigentlich vier Wochen dauern. Mit viel gutem Zureden und schafsbockartiger Beharrlichkeit kriegen wir sie gerade dahin, das Ganze vielleicht bei Kalle auf drei Wochen runter zu schrauben. Er findet es ganz toll da, wir haben jetzt beide schon dabei gesessen und finden es auch ganz toll, und wenn ich auf der Straße Mütter aus der alten Kitagruppe treffe, die von Durchfall-Epidemien und Chaos erzählen, dann vollführe ich innerlich ein kleines Tänzchen.

Mist Mist Mist, Mutti muss jetzt wirklich los! Bis bald, liebe Damen, hoffentlich bis ganz bald.