Mittwoch, 25. September 2013

Ich mach hier nur meinen verdammten Job, Mister.

Ich hätte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet. Ich hätte gedacht, mein dickster Auftraggeber hustet mir was, wenn ich ihm mit meinen Vorstellungen von Tagessatz-Erhöhung komme. Ich dachte, der denkt sich: die kommt als Mutter zurück, leistet vor lauter Baby-Entzug und unvorhergesehenen Zwischenfällen von Krankheit bis verschollenem Kindermädchen in Zukunft nur noch ungefähr zwei Drittel von dem, was sie vor der Schwangerschaft gebracht hat, will größtenteils zuhause arbeiten, und jetzt will sie mehr Geld? Pah!

Genau das wollte sie. Denn aus meiner Sicht stellte sich das so dar: ich gehe wieder arbeiten, auch deshalb, weil wir das so abgesprochen hatten und ich mein Wort halten wollte. Ich weiß jetzt schon, ich werde mich streckenweise schäbig fühlen dabei. Ich werde mich als Werberin außerdem öfter als bisher schwer tun, einen echten, wirklichen und lebendigen Sinn in dem zu sehen, was wir da so austüfteln. Ich werde vermutlich täglich einen Krach mit L. haben, wessen Termine nun wichtiger sind, wer sich nach wem zu richten hat, wer wohin zu spät kommt und wessen Schuld das ist usw.. Und weil ich zur Verhinderung schlimmeren Übels wenigstens vier Stunden am Tag eine Kinderfrau oder einen Kindermann bezahlen will, würde ich also die gleiche Arbeit wie bisher tun, nur mit einem riesigen ranzigen Sahnehäubchen aus Stress und Streit und Schuldgefühlen obendrauf, und dank Kinderfrau (oder Mann, jaja) für ca. 500 Euro netto weniger? Auch Pah!

Mit gezücktem Klappmesser wollte ich nicht ins Gespräch gehen, deshalb habe ich nicht gesagt: wenn ihr das nicht macht, dann gehe ich in Elternzeit, und ihr könnt sehen, wer in Zukunft meine Arbeit tut. Ich hätte ihnen angeboten, noch vier Wochen zu arbeiten, damit sie nicht ganz nackig dastehen, und dann wäre ich weg gewesen. Jetzt bin ich ganz froh, dass ich das nicht gesagt habe, denn nach kurzer Bedenkzeit haben sie mich angerufen und mir gesagt, dass sie mir die Erhöhung zahlen. Gerne sogar! Haben sie gesagt.

Und jetzt sieht der Plan so aus: am 21. Oktober gehe ich wieder arbeiten. Wie bisher dreimal die Woche, Montag, Dienstag und Mittwoch, es sei denn, ich oder die Agentur hat einen triftigen Grund, einen der Tage zu verschieben. Vormittags übernimmt L. Thorsten. Wobei ich ihn sicher auch mal auf dem Schoß und auf dem Arm haben werde, eine Windel wechsele oder was auch immer. In dieser Zeit werde ich vor allem nachdenken und versuchen, mir etwas einfallen zu lassen. Dabei wird das beim iphone eingebaute Diktiergerät wohl mein bester Freund werden. Und nachmittags kommt die Kinderfrau, und dann kann ich bei Bedarf in die Agentur fahren. Oder ich bleibe auch dann zuhause, hacke konzentriert die Einfälle vom Vormittag in den Rechner oder denke mir neue aus, und abends geht eine schöne dicke Erntemail an die Agentur. Sollte meine Anwesenheit auch mal vormittags wichtig sein, muss entweder L. ganz ran, oder ich frage die Kinderfrau, ob sie vormittags statt nachmittags kann. Dazu könnte ich mir vielleicht noch eine zweite Dame in der Hinterhand anlachen, die wenig zu tun hat und ein bisschen flexibler ist. Der Plan klingt einleuchtend, denkt mein Kopf. Der Plan klingt wie das Ticket in den Wahnsinn und die Ehekrise, denkt mein Bauch. Aber erst mal werde ich das so versuchen. Und denke ich nach zwei Wochen, das geht nicht, das ist alles Unfug und mir bricht das Herz dabei, und graut mir ab Samstag vor Montag, dann werde ich der Agentur freundlich sagen, dass ich mich da wohl gewaltig überschätzt habe, dass es alles hinten und vorne nicht hinhaut und dass sie sich jetzt doch jemand anderen suchen müssen. Und dann gehe ich eben doch in Elternzeit. Und einen ganz anderen Plan habe ich sowieso noch in der Hinterhand, aber an dem will ich in jedem Fall dranbleiben, egal ob mit oder ohne Agentur.

12 Kommentare:

  1. Super Plan! Ich drücke alle Daumen. Und meine Meinung ist, je eher die Kleinen sich an eine Betreuung von Dritten gewöhnen, umso einfacher ist es eigentlich für die Kleinen. Ich lebe in einem Land, wo es normal ist nach 6-9 Monaten wieder ganztags oder reduzierte 30 Stunden zu arbeiten und diese Kiddies werden ohne Probleme in 2 Tagen in die Krippe eingewöhnt und das flutscht. Wenn er ersmtal in der Fremdelphase ist und sich DANN umgewöhnen muss, dann wird es erst richtig schwer. Es wird alles klappen. Deine Pläne haben bisher immer funktioniert. :o) Liebste Grüsse aus dem Norden

    AntwortenLöschen
  2. Ich finde den Plan auch gut und ich bin sicher das es klappt. Ich lebe auch in einem Land wo man früh wieder arbeiten geht. Als Herbert 4 1/2 Monate alt war habe ich angefangen halbtags zu arbeiten und ihn zu einer Tagesmutter gebracht. Mit 6 Monaten habe ich wieder ganztags gearbeitet. Er freut sich jeden Morgen wenn er bei der Tagesmutter ankommt und die anderen Kinder sieht (1-3 Jahre alt). Er ist den ganzen Tag gut gelaunt und schläft auch ordentlich bei Ihr. Und abends lächelt er mich an wenn ich ihn abhole. Ich denke für uns ist das die beste Lösung zur Zeit, auch wenn es mir sehr schwer gefallen ist am Anfang. Er ist jetzt 9 Monate und hat noch nicht angefangen zu fremdeln. Die Tagesmutter meint auch, bei "ihren" Kindern ist das meist nicht so ausgeprägt. Und der Umgang mit den anderen Kindern tut ihm auch gut solange er alleine bei uns ist :-)

    Liebe Grüße aus dem Süden und alles Gute für Euch!

    AntwortenLöschen
  3. ....und ich finde Deinen Elan ganz aus der "Theorie" betrachtet total klasse. Nur Mut, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. LG A.

    AntwortenLöschen
  4. Mein Kind war 1,5 Jahre mit mir zu Hause, ist gerade in die kinderkrippe gekommen und fremdelt nicht und ist auch sonst sehr entspannt!!! Ich möchte die zeit mit meinem Wunder nicht missen, soviel zeit werde ich wohl nie wieder mit meinem Kind verbringen können.

    AntwortenLöschen
  5. Der Plan klingt ambitioniert, aber klasse. Ich hoffe, dass alles so wird wie du dir das vorstellst und dass du halbwegs erträgliche Nächte hast, dass dein Köpfchen vormittags klar denken kann.
    Wir haben den gleichen Beruf und ich nahm die ersten Projekte auch schon an, als die Tochter 2 Monate alt war. Allerdings mach ich in ihrem ersten Lebensjahr weit weniger als du. Immer nur so viel, dass es sich in ihren Vormittags- und Mittagsschlafzeiten ausgeht. So kann ich zumindest ihr erstes Lebensjahr ganz bei ihr zuhause bleiben. Danach kehre ich wieder an meinen Schreibtisch zurück.
    Hier zu Lande bleiben die Frauen meist 2 Jahre daheim - manche auch für immer. Unsere Situation erlaubt diesen Luxus leider nicht. Andererseits möchte ich aber auch arbeiten und könnt's mir nicht anders vorstellen.
    Dennoch: Ein bisserl mehr Zeit nur für die Kinder ... das wär schon was. Aber wie der Masterplan schlussendlich aussieht, das muss jeder für sich selbst ganz nach Situation und Vorlieben entscheiden.
    Beste Grüße.

    AntwortenLöschen
  6. Hallo Flora,
    Daumen hoch! Ich finde den Masterplan gut, bis auf einen Schönheitsfehler - nein, es wird nicht wirklich klappen, wenn Du zwischendurch, "nur mal kurz" den Kleinen nimmst. Dein Gehirn bekommt den Spagat nicht hin. Ich wäre jedenfalls nciht dazu in der Lage gewesen, und ich bin nun schon extrem Kopfgesteuert.

    Und was den permanenten Streit angeht, wer jetzt zuständig ist... es ist besser, ganz klar geklärt zu haben, wer wann was macht: "Du von x-y Uhr, ich dann von 11:00 bis 12:00 wegen Füttern und so, und dann eben die Kinderfrau." - ohne "grad-mal-schnells"!!!!

    L ist nämlich ein Mann, und meine Erfahrung (und die eigentlich aller Freundinnen) war leider folgende:
    "...das handhaben wir flexibel" bedeutet für einen Mann "... ich kann flexibel sein, sie springt dann ein."

    Das meine ich noch nicht mal bösartig. Anscheinend sind Männer so gestrickt.

    Wiederum ToiToiToi für Dich,
    und Daumen hoch für die Gehaltserhöhung, Du verdienst jeden Cent davon (Du trittst Dir jetzt vermutlich in den Allerwertesten, daß Du nicht schon vor einem Jahr... - kenne ich auch, wir Frauen sind da wohl zu weich!).

    Svea

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Eine sehr realistische Sichtweise. Weiterhin geb ich zu bedenken, daß demnächst beim Wickeln und anderen Aktivitäten (Umziehen, Beruhigen, irgendwann Brei füttern) wesentlich mehr Konzentration als bisher verlangt wird. Noch ist Fläschchenhalten und Windelwechseln eine eher ruhige Sache, aber bald wird Gustav "wehriger" und mobiler, und da ist nix mehr mit "was ausdenken währenddessen".
      Plan lieber dafür auch eine Nanny ein. (Was träume ich von den Anfangszeiten, als das Wickeln noch ohne kleine, neugierige, erstaunlich schnelle und kräftige Händchen in Rekordzeit vonstatten ging.)

      Löschen
    2. ad Svea: Leider wahr. Leider. Wir haben seit dem ersten Lebensjahr unseres Sohnes etwas, dessen Sinn mir früher völlig abgegangen ist und was mir auch immer etwas peinlich ist und es wäre noch viel peinlicher, wenn die Menschen, die das Ding bei uns sehen, wüssten, mit wieviel Streit das Ausfüllen einhergeht: Einen Familienplaner. Mit Spalten für jeden plus Besuch plus Geburtstage. Die Spalten für mich und den Liebsten werden minutiös auf mindestens 3 Monate im Voraus ausgefüllt, so dass wir beide unsere 40-Stunden-Wochen mit Kind-abholen hinbekommen. Es darf getauscht werden, aber das wird alles auf den Ding nachgehalten. Es ist zum Haareraufen, aber anders geht es gar nicht, weil dann immer beide das Gefühl haben, zurückzustecken.
      Mein Erfahrungswert: Pedantisch planen = weniger Streit.
      Echt unentspannt. Aber das war ich schon als KiWu-Patientin. Das bleibt jetzt offenbar so. Und wir wissen ja: Entspannen hat auch da zu gar nichts geführt.
      Viel Spaß beim Arbeiten nicht vergessen!
      Grüße von der Tina - von der Arbeit ;)

      Löschen
  7. Moin,
    das klingt doch ganz plausibel und gut geplant und ich find bissl Puffer für unerwartete Ereignisse is auch noch da.
    L. wird das hinkriegen, denn der will ja auch irgendwann seine Ruhe haben, schließlich ist eine aufgewühlte verzweifelte Flora mit Herzschmerz, das letzte was er will ;)

    Ihr packt das! Davon gehen wir jetzt einfach mal aus, Du nutzt fleißig das Eifon und wenn es nicht läuft, schmeißt Du hin. Was völlig ok ist, denn viele andere hätten es nicht mal probiert und Du kannst stolz sagen, Du hast!
    Genieße die schönen Tage ohne Job & Agentur!

    AntwortenLöschen
  8. Liebe Flora,

    ich drücke dir die Daumen, dass du das schaffst... es klingt nach einem Plan.
    Ich hatte selber bis vor kurzem Home office, habe aber vor fast 4 Monaten unser Zweites Mädchen bekommen und musste dann sagen, dass ich das nicht schaffe weiter zu arbeiten.... zur Zeit!
    Letztes Jahr nach der Geburt der Ersten war das möglich.... Die beiden sind auch nur 14 Monate auseinander.....
    Und da ging es noch mit der Großen. Wobei es schon schwieriger war, als sie mobil war und immer auf den Schoß wollte und auf der Tastaur herum hackte.... die kennt Tastenkombis, die kannte ich nicht. :-)
    Auf jeden Fall ist es nun mit den Beiden Kleinen echt ein Vollzeitjob und ich musste zugeben, dass ich das nicht schaffe,
    Bewundere aber, wenn andere das schaffen. wahrscheinlich dann aber auch nur mit Hilfe... und die nehme ich ungerne an... ;-)
    Du brauchst auf jeden Fall einen Raum für dich, ohne das dein Kind nebenher krabbelt.... so war es zumindes bei mir. :-)

    AntwortenLöschen
  9. Moin,

    ich würde mir das mit den halben Tagen daheim gut überlegen. Ich war sehr böse auf meinen Arbeitgeber, als mir das versprochene Home Office sechs Monate nach der Geburt verwehr wurde, weil ich es mir auch schön vorgestellt habe, in der Nähe meiner Kleinen zu arbeiten. Mittlerweile ist sie eine aufgeweckte Zweijährige, Baby Nummer 2 ist auch da, und ich bin heilfroh, dass Arbeit und Daheim streng getrennt sind. Vor allem wenn du dann trotzdem noch an jedem Arbeitstag den Weg ins Büro auf dich nehmen musst, würde ich einen klaren Cut machen und den ganzen Tag weg sein. Ich denke, du wirst auf Dauer weniger das Gefühl haben, dich um beides nur halb zu kümmern und entspannter sein können.

    Viel Glück und Spaß zurück im Job!

    AntwortenLöschen
  10. Hallo liebe Flora,

    jetzt gibst du dir so eine Mühe, den wahren Namen deines Sohnes nicht mehr zu nennen, aber unter den Labels findet er sich noch ...

    AntwortenLöschen