Samstag, 9. März 2013

Liebes Würmchen,

Ziemlich genau heute ist er da: der Tag, an dem Du genau so viel Zeit in meinem Bauch verbracht hast wie in einer Tiefkühltruhe. Das feiern wir, indem wir nachher erst schick zu Lys Vintage gehen und dann zu Ikea. Das hatte ich jetzt schon dreimal vor und habe es nicht geschafft, heute habe ich deine zukünftigen Tanten dabei und werde ein paar schöne Minuten damit zubringen, dein zukünftiges Bettchen und deine zukünftige Wickelkommode zu streicheln und mir das alles auszumalen, wie das wird mit dir und mir. Dann backt Mama noch einen Kuchen für... warte, jetzt hätte ich fast "Papa" geschrieben, aber hier wird es ganz, ganz merkwürdig, denn Papa ist immer noch mein Vater, dein Opa. Das dauert vermutlich noch eine Weile, bis wir uns in Mama und Papa verwandeln, vielleicht passiert es auch nie, und ich hoffe schwer, dass wir uns gegenseitig auf gar keinen Fall jemals so nennen. (Da fällt mir mein Opa ein, der meiner protestierenden Oma immer noch eine Extraportion auf den Teller packte mit den Worten "Da, Muddi".) Und dann, wenn der Kuchen gebacken ist, dann fahren wir auf eine Party. Ich weiß nicht genau, wie Du mich später mal antreffen wirst. Wenn alles so läuft, wie ich mir das vorstelle, dann wird es schon bestimmt einmal pro Woche vorkommen, dass du deinen Abend mit einem reizenden Babysitter verbringst und ich es anderswo lustig habe. Das ist jetzt schon so lange so, ich konnte mir nie vorstellen, dass sich das mal ändert. Aber gerade bist du der Klebstoff, der mich zuhause am Sofa festpappt. Eigentlich freue ich mich seit Tagen auf diese Geburtstagsfeier, aber ich weiß jetzt schon, dass gegen 18 Uhr die Aussicht auf mehrere Stunden im Stehen mit einem alkoholfreien Bier in der einen Hand und nichts in der anderen alles andere als verlockend sein wird. Ich gehe trotzdem, keine Frage, und dann wird es mit Sicherheit auch schön, aber mit dir als Passagier ist der ideale Tagesausklang im Moment trotzdem eher Schwimmen und Biosauna so gegen halb fünf, dann noch im Bademantel und dick eingemummelt eine Weile auf der Terrasse liegen mit einem Buch und einer Klatschzeitschrift, dann nach Hause und vor die Glotze und das Feuerchen mit einem Teller Suppe. So kenne ich mich nicht, was hast du sonst noch alles vor mit mir?

Wenn ein Schwangerschaftsinspektor durch unser Haus gehen und nachsehen würde, welche Babyvorbereitungen wir bisher getroffen haben, würde es wenig abzuhaken geben. Wir haben noch keinen Kinderwagen. Kinderzimmer, Kindermöbel, Kinderspielzeug: Fehlanzeige. Ich habe einen kleinen Spieluhr-Hund gekauft, aber zuhause festgestellt, dass er nur die ersten Takte von "Guten Abend, Gute Nacht" in Endlosschleife spielt, schwierig anzuhören für musikalische Menschen, darum wird auch der wieder zurück gebracht. Irgendwo hier im Haus gibt es einen kleinen Strampler, bedruckt mit einem Nilpferd, den ich vor zwei Jahren von der Designerin auf einem Flohmarkt in Brooklyn gekauft hatte für das Kind eines Kollegen. Dann hat L. ihn aber "aufgeräumt" und jetzt ist er weg. Vielleicht taucht er irgendwann wieder auf, hoffentlich rechtzeitig? Er war sehr niedlich. Man kann also nicht sagen, wir hätten noch keine Babykleidung, aber sie entzieht sich unserem Zugriff. Dann liegen da noch irgendwo die zwei HSV-Schnuller, die ich vor 300 Jahren mal gekauft hatte, um L. die Nachricht von meiner ersten Schwangerschaft im Juni 2009 stilecht überbringen zu können. Und bei meinen Eltern steht noch eine Kiste Babykram. Aber hier im Haus, offen sichtbar? Nichts. Das einzige, was von deiner Existenz zeugt, ist mein Bauch, die Tritte und Knüffe darin, der Mutterpass in meiner Handtasche und das Öl auf dem Badezimmerregal, das aber angeblich auch für Gesicht und Haare wahre Wunder bewirken soll und somit nichts mit Schwangerschaft zu tun hat. Dann sind da noch die femibion 2 Tabletten, die Gummihandschuhe in der Küche (die ich aber auch vorher schon hatte, wer Kontaktlinsen und gleichzeitig eine Vorliebe für frische Chilis hat, weiß, warum) und eine einzige kümmerliche Schwangerschaftsjeans. Und hier soll demnächst ein Baby einziehen?

Aber trotzdem: ich weiß, dass du da bist. Jedenfalls weiß ich das jetzt besser als noch vor einem Monat oder vor zweien. Und langsam kommt ein neues Gefühl dazu abseits von "Hoffentlich hoffentlich hoffentlich geht alles gut": ich kann es wirklich kaum noch abwarten, bis du endlich da bist.

2 Kommentare:

  1. Ich wünsche dir viel Vergnügen im schwedischen Möbelhaus! Müssen da auch noch hin und nen Schrank für Babys Klamotten kaufen, hab mich bisher aber auch noch erfolgreich gedrückt...
    Alles Gute weiterhin, bin gespannt auf folgende Berichte!

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  2. Ganz ehrlich? Die meisten Sachen braucht das Baby sowieso nicht. Und schon gar nicht vor der Geburt.
    Die meisten Normalo-Eltern (nicht abkürzungsgeschädigt) machen das ja auch für sich, weil es so viel Spaß macht, das alles auszusuchen.
    Absolut nötig für die ersten Tage sind ein paar Garnituren Klamotten, Windeln und ein Schlafplatz. Und der war bei unserer Tochter in den ersten Tagen bevorzugt Papas oder Mamas Bauch. (was wir natürlich auch genossen haben)
    Falls du einen Kaiserschnitt hast, kannst du in den ersten zwei Wochen eh noch keine größeren Spaziergänge absolvieren und willst es vermutlich auch gar nicht, von daher ist selbst der Kinderwagen nicht ab Tag 1 erforderlich.

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