Montag, 23. Juli 2012

Plätzchenbacken 1, Weltanschauung 6.

Es ist morgens um sieben, der Hund (jetzt wieder Einzahl, Hundeschwester Momo ist für drei Wochen bei ihrer alten Familie) rührt sich in seinem Körbchen und ich mich in meinem. Einen leichten Rotwein- und einen etwas schwereren Knoblauchkater habe ich noch vom Abend gestern beim Franzosen mit meinen Geschwistern, die ein Wochenende zu Besuch sind. Aber da war noch was. L. muss jetzt aufwachen, sofort. "Duhuu?" Er brummt irgendwas. Gut genug für mich. Jetzt kann ich ihm den Kracher erzählen: den Kracher, dass meine Oma zu meiner Schwester gesagt hat...

Trommelwirbel, uuuuund Bitte:

"Hoffentlich adoptiert Flora kein Negerkind. Da gibt's doch so viel zu erben."



ZACK.



Das muss jetzt erst mal für einen Moment so stehenbleiben und wirken, oder?



Der werde ich's zeigen. Folgenden Plan haben wir sofort an Ort und Stelle entwickelt:

Beim nächsten Besuch in ihrem poshen Altersheim spreche ich auf der Straße den unansehnlichsten, pickligsten, fusselbärtigsten und insgesamt unerfreulichsten 15jährigen Jungen an, den ich finden kann, und stecke ihm zwanzig Euro dafür zu, dass er mich kurz nach oben in ihre Wohnung begleitet und nasepopelnd und nickend danebenbesteht, während ich Oma erkläre, dass das hier jetzt unser Adoptivsohn Friedrich Wilhelm ist.

Die schaffen wir.

(Nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht: ich habe meine Oma sehr lieb. Aber auch wenn sie 90 Jahre alt ist, dafür hat sie Haue verdient.)

2 Kommentare:

  1. politisch natürlich völlig unkorrekt, aber sorry, musste trotzdem lachen...kann ich mir alles bildlich vorstellen: du mit der kleinen süßen lillylullu aus äthiopien auf dem arm bei oma, und sie flüstert: ach herje, nun hat sie doch so ein n...kind genommen, musste das wirklich sein? könnt von meiner schwiegermutter sein, der hammer wär noch, wenn es "besonders" wäre, eine kleine behinderung/einschränkung, das würde die reaktion noch verschärfen, gell?? ich kümmere mich ehrenamtlich um behinderte kinder und meine schwiegermutter evrsteht überhaupt nicht, warum ich mir "so etwas antue"...da fällt einem doch nix mehr zu ein, oder?

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  2. herrlich. wir hatten einen schäm-moment, als die oma meines mannes (im vollbesetzten restaurant) plötzlich bölkte: "levi? das ist doch ein jüdischer name. furchtbar! also zu meiner zeit..blablabla (zensiert)und überhaupt-wie könnt ihr dem armen jungen so einen namen aufbürden?" tja, da fällt einem nix mehr ein. da sie an demenz leidet war unser plan: beim nächsten treffen den urenkel erneut vorstellen und sagen: guck mal, dein urenkel, er heißt adolf!

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