Samstag, 1. Oktober 2011

Glaubt mir, ich platze vor Mitteilungsbedürfnis

Jaja, ich weiß, immer dieses geheimnisvolle Getue, und dann hüllt die feine Madame sich wieder tagelang in Schweigen, und nüschte kommt. Vermutlich hätte ich einfach die Klappe halten sollen. Ziemlich sicher sogar. Aber Klappe halten war noch nie meine Stärke.
Es tut mir herzlich leid, ich kann euch nicht erzählen, was ich gerade ausbrüte. Vielleicht tröstet es euch ja ein bisschen, dass ich im Moment ungefähr tausendmal mehr auf die Folter gespannt werde als ihr alle. Es geht wieder mal um ein Schreibprojekt, diesmal aber eins, das überhaupt nichts mit Kindern, dem Wunsch danach oder den Gründen, warum sie nicht kommen wollen, zu tun hat. Aber auch wirklich gar nichts. Ob es etwas wird oder nicht, weiß ich noch nicht. Ich habe meinen Text geschrieben, achtzigmal gegengelesen, L. hat auch seinen Senf dazugeben, und jetzt ist er in der Mailbox einer Dame, die darüber zu entscheiden hat, ob ihr das gut genug gefällt. Und jetzt ist Wochenende. Sogar langes Wochenende. Und ich werde wohl vor Dienstag nichts hören, vielleicht sogar erst noch später. Bis dahin bin ich inwändig ausnahmsweise nicht mit Zysten und Verwachsungen gefüllt, sondern mit Wespen, Hornissen und Heuschrecken. Zum Glück sind keine Beruhigungsmittel im Haus (mal abgesehen von einer fünf Jahre alten Flasche Hustentropfen mit Codein), so bleibt mir nur, ein ums andere Mal um den Block zu rennen und den Abwasch zu machen, um nicht vollkommen durchzudrehen. (Ich habe sogar bei Budni einen Raumbedufter mit der Duftnote "Zen-Instant Calm" gekauft. Das war noch nie.) Und ich frage mich wieder mal, ob dieses Abi-Gefühl eigentlich wirklich jemals vorbei ist? Wie wäre das, ein Leben zu führen, in dem man niemals darauf hoffen muss, dass irgend etwas gut genug ist, was man getan hat? Ich habe das schon in meinem normalen Job an jedem Arbeitstag drei mal, ich stecke mein ganzes Herzblut und allen Saft, der in meinem Hirn steckt, in ein paar Zeilen auf einem weißen Bildschirm, dann ziehe ich eine oder zwei Seiten aus einem Drucker und gehe in ein Büro, wo jemand sitzt, der das gut finden muss. Bitte. Und wenn der das gut findet, ist die Prüfung noch längst nicht vorbei, sondern dann kommt irgend ein Kunde, der hoffentlich bei Trost ist. Und ich sitze da und bin immer noch manchmal ein bisschen aufgeregt. Aufgeregt genug jedenfalls, um ab und zu vollkommen automatisch an die Kaffeemaschine zu laufen und mir einen Kaffee zu holen, obwohl das zumindest das Aufregungs-Problem eher verschlimmert, oder mir Süßigkeiten aus der Süßigkeitenschublade zu holen, die mir eigentlich noch nicht mal schmecken. Diesen Zustand jetzt könnte allerdings kein Gang zur Kaffeemaschine mildern, und ich bräuchte schon einen Süßigkeitenschrank, was sage ich, eine Süßigkeitenschrankwand.

Statt Schokolade zu fressen, schreibe ich euch lieber von meinem Gynäkologenbesuch am Montag. (Ja, der Montag vor fünf Tagen. Und ich habe eine Entschuldigung: erst war da der Job, dann Migräne, dann wieder der Job, dann das Superdupergeheimprojekt. Man kommt zu nichts hier.) Ich habe meiner Gynäkologin von meinen inzwischen seit ca. sieben Wochen anhaltenden Zwischenblutungen erzählt und auch von deiner, liebe fremde Kommentatorin, Theorie, dass das an der zu schwachen Pille liegt. Und sie nickte sofort, begeistert über meinen Grad an Informiertheit, und verschrieb mir eine andere Pille. Noch am Montag habe ich die Pille abgesetzt, so dass ich jetzt seit Tagen etwas habe, das meinen Zwischenblutungen hämisch ins Gesicht lacht: gefühlt verliere ich täglich einen halben Liter Blut und krümme mich ziemlich theatralisch. Aber es gibt Ibuprofen, und das geht vorbei, spätestens, wenn ich übermorgen die erste Maxim (baugleich mit Valette, die meine Klinik mir aus Gründen nicht mehr verschreibt, an die ich mich nicht erinnere) schlucke. Dann würden eigentlich drei Wochen Maxim folgen und dann der nächste Versuch. Nur, tada: ich habe nachgerechnet, und wieder mal kommt es nicht hin, denn das würde bedeuten, dass die Punktion und vermutlich auch die Rückübertragung in den Zeitraum fallen, wenn wir unseren vom Hurricane verwehten New York-Urlaub nachholen wollen. Ich werde also erst Ende November/Anfang Dezember wieder spannende, hormongeladene Action vermelden können. Und die nächste Rübe in meinem Bauch wird dann eben ein hoffentlich langes und gesundes Leben lang im September Geburtstag haben. Mit Glück immer an so goldgrünen, knallblauen und großartigen Tagen wie denen, die hier gerade vor meinem Fenster zu bewundern sind.

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