Montag, 2. Mai 2011

Tag 3 mit Pünktchen.

Morgens um sechs schlage ich hellwach die Augen auf. So ist das, wenn man statt Feierabendwein Feierabendtee trinkt. Als ich mich in meinen komplizierten Sport-BH schnallen will, rührt sich was zwischen den Kissen. L. murmelt "Willst du wirklich laufen gehen? Ist das gut?" Natürlich knicke ich viel zu leicht ein. Als ob man morgens Knüppel und Mistgabeln bräuchte, um mich vom Joggen abzuhalten. Trotzdem bin ich genervt und werfe den BH in die Ecke. Als ich aus der Dusche komme und mich anziehe, erkläre ich ihm, wieso ich solche Mickereien, "Willst du nicht lieber", "Probier doch mal" und "Aber könntest du nicht stattdessen" nicht hören will. 1., weil mein Arzt gesagt hat, das ist ok, und all die komischen Warnungen und Bedenken immer aus blöden Fruchtbarkeitsbüchern, aus dem Mund von Sprechstundenhilfen oder aus dem schlauen Internet stammen. 2., weil ich inzwischen gefühlt 20 Befruchtungsversuche hinter mir habe, bei denen ich immer alles "richtig" im Sinne von s.o. gemacht habe, und habe ich ein Kind? Also. 3., weil laufen mir guttut, ich mich den ganzen Tag besser fühle und ich außerdem nicht rennen will wie eine Irre, sondern langsam und leicht.
Daraufhin sagt L. (der im Gegensatz zu all den oben genannten Sprechstundenhilfen, Internetforen und Fruchtbarkeitsbüchern ja tatsächlich auch etwas zu bestimmen hat bei diesem Zyklus, schließlich ist es ein gemeinsames Pünktchen), dass das vernünftig klingt und ich doch laufen gehen soll. Aber jetzt bin ich geduscht, angezogen, Lili springt vor Gassi-Vorfreude schon meterhoch, jetzt müssen wir los und es ist zu spät. Vielleicht heute Abend. Falls es nicht später im Büro wird, ich nicht zu fertig bin und nicht sowieso nach Feierabend noch 200 kleine mistige Aufgaben auf mich warten. Und zur Stütze nur ein blöder Kräutertee.

Ach, Pünktchen. Entspannt sein ist schwierig, das wissen wir beide ja längst, eigentlich so ziemlich die anstrengendste Sache der Welt. Denn sie lassen einen einfach nicht. Wenn du erst auf der Welt bist, wie soll das dann erst werden?

Liebe Abkürzungsdamen, an dieser Stelle habe ich eine Bitte. Ich weiß, die werden manche nicht gerne hören und sich vermutlich auch nicht dran halten. Aber loswerden würde ich sie trotzdem gerne.
Die nächsten Tage bis zum 12. oder wenigstens bis zum 9., wenn ich eigentlich fest mit meinen Tagen rechne, sind die Nerven trotz wildester Entspannungsbemühungen sehr angespannt. Bitte tut mir den Gefallen und lasst mich und meinen Bauch in dieser Zeit einfach mal machen. Ich mache sowieso, was ich will, aber wenn ich dann noch hier lese, dass das alles keine gute Idee und sowieso falsch ist, dann gehe ich nachts innerlich die Wände hoch, und das kann nicht gut sein. Dieser Blog ist kein Schrei nach Rat und Warnung aus den Tiefen des Internets, wenn ich Rat und Warnungen und Nervenkrisen wollte, würde ich keinen Blog schreiben, sondern nägelkauend "Einnistung spüren", "Laufen Fehlgeburt" oder "Todesfalle Alufolie" googeln.

Ist der Test-Termin überstanden, dann meinetwegen Feuer frei. Ich weiß, ihr schafft das! Schließlich habe ich die besten Abkürzungsdamen der Welt als Leser.

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