Donnerstag, 26. Mai 2011

Die Hormondiktatur ist vorbei, es lebe der neue Diktator

Hurra: ich habe keine fettigen Enantone-Haare mehr, und wenn ich alle paar Tage meine Haarbürste enthaare, habe ich hinterher keinen Hamster in der Hand, sondern höchstens eine Hummel. Es reicht völlig, mir jeden zweiten Tag die Haare zu waschen, was fast ein bisschen schade ist, jetzt, wo ich mein fabelhaftes Pfefferminzshampoo endlich wiederhabe. Ich habe keine irren Stimmungsschwankungen mehr (sondern bin stattdessen durchgehend fabelhaft mies drauf, aber ich schwöre, ich habe Gründe! Und sie haben nicht mit Kindern oder keinen Kindern zu tun!), mein letzter Pickel war irgendwann Weihnachten, und das letzte Mal, dass ich etwas in mich reingestochen habe, wollte ich Obstsalat machen, keinen Eisprung. Die Hormone sind weg. Ich nehme jeden Abend die Pille, und es ist gut. (Bin ich eigentlich die einzige, die es merkwürdig findet, so viele Anti-Schwangerschafts-Hormone zu nehmen, weil sie schwanger werden will? Pillchen hier, Enantönchen da...)

Ich hab ihnen hinterhergewunken, den Hormonen, meine Tränchen getrocknet, das Taschentuch in die Wäsche geworfen und bin auf die Waage gestiegen.
Aua.

Liebe Abkürzungsdamen, ich weiß, es wäre viel schöner, wenn das hier der Sommer der Exzesse werden würde. Wenn ich es jetzt krachen lassen würde mit allem, was dazu gehört, und hinterher schwanger werden würde. Das würde irgendwas beweisen, was, weiß ich auch nicht so genau, aber etwas, woran ich gerne glauben würde. Und vielleicht würde es ja auch klappen. Aber fürs Erste habe ich mich zum zweiten Mal im Leben bei weightwatchers online angemeldet, und jeden zweiten Tag renne ich durch die Kleingärten, die widerborstige Lili im Schlepptau. Ich weiß, ich weiß. Weightwatchers, das sind die, die dieses eklige Fertigessen in die Kühlregale stellen, so dass weniger Platz für Stinkebrie und Leberpastete bleibt. Und obwohl ich in den ersten Tagen wie beim letzten Mal noch ganz eifrig jeden Punkt eingetragen habe, jedes Schlückchen Milch im Tee, jede Scheibe Weißbrot vor der Pasta beim Italiener in der Mittagspause, (ich bin die, die auch immer am Anfang vom neuen Schulheft noch ganz ordentlich mit Lineal die Überschrift unterstrichen hat. Aber DANN!) werde ich das schnell wieder bleiben lassen. Ich hoffe, es funktioniert trotzdem so wie letztes Mal: ein paar Wochen lang werde ich zwar nicht unbedingt weniger essen, aber mehr darüber nachdenken, was ich esse, und wenn ich dann drüber nachgedacht und mich erschrocken habe (leider, leider immer erst hinterher, vorher kann ich nicht), dann fange ich an, zu rennen und Treppen zu steigen, die ich gar nicht hoch muss, um wieder mit meinem Punktestand ins Reine zu kommen, und am Ende nehme ich ab. Trotz Mittagspausenitaliener, Feierabendwein(en), Weißbrot und unendlich vielen Punkten. (Gestern waren es z.B. 72. Erlaubt sind 29. Wer hätte gedacht, dass ein Royal TS... egal. Zu spät.) Man könnte sagen, ich verschleudere für WW jeden Monat 15 Euro, die ich doch lieber in Hormone investieren sollte. Ein nicht besonders pfiffig gestaltetes und geschriebenes Onlineportal redet mir in den Bereich meines Lebens rein, in den ich mir von niemandem reinreden lasse, und ich gebe ihm Geld dafür. Aber erstens lasse ich es schön reden, soll es doch seine blöden zuckerfreien Marmeladen und seine fettfreien käseähnlichen Platten selbst essen. Und ich schwöre, so lange ich das Geld bezahle, nehme ich ab.

Außerdem ist mir heute ein beunruhigender Gedanke gekommen: könnte es sein, dass mir mein unerfüllter Kinderwunsch gerade so viel ausmacht, weil es mir auch ohne Kind so gut geht? Ich glaube, das muss ich erklären. Aber jetzt bin ich fertig. Liebe Damen, ich habe in den letzten vier Tagen ungefähr 60 Stunden gearbeitet, und jetzt ist die Quasselbude dicht.

4 Kommentare:

  1. liebe flora, irgendwo (ich glaube sogar hier in deinem blog von einer leserin) hatte ich gelesen: nun bin ich nicht schwanger und dazu noch dick... ja, mir gings genauso, fand ich dann auch doppelt schlimm :( aber: bin gerade auch dabei, wieder normale maße anzunehmen und: schreibe nebenbei an meine krankenkasse, versuch nummer 9 ist in planung: never give up! :)

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  2. Ach ja, der Psycho-Onkel würde wahrscheinlich behaupten, wenn man schon keinen Babybauch hat, dann ersetzt man ihn eben durch einen angefutterten Bauch. Ich kämpfe auch gegen diese Ungerechtigkeit und würde auch gerne auf solche überflüssigen Erscheinungen wie Regelschmerzen etc. verzichten, à la wenn ich schon nicht schwanger werde, dann brauche ich doch auch keinen Eisprung und seine lästigen Nebenerscheinungen mehr. Aber keiner erhört mich. Hmpf.

    Ich drücke Dir weiter die Daumen!
    LG Barbara

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  3. Ich finde Weight Watchers super, wenn es darum geht, mal wieder ein bisschen mehr Gefühl dafür zu bekommen, was man eigentlich den ganzen Tag so zu sich nimmt.
    Ich mache auch das Online-Programm und zähle nicht akribisch Punkte. Allerdings habe ich mir dadurch angewöhnt, mehr darauf zu achten, was und wie ich esse bzw. koch. Heißt: Zum Braten messe ich jetzt z.B. lieber einen EL Olivenöl ab, statt einfach einen Augenmaß-Klotz Butter in die Pfanne zu schmeißen. Und beim Risotto nehme ich 200g Reis für zwei Portionen statt wie bisher 250 ... und wir werden auch jedes Mal satt :D

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  4. Genau so fühle ich mich gerade auch. Danke, tut gut zu wissen, dass es auch anderen so geht!

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