Dienstag, 12. April 2011

Ich heule nicht, ich bin erkältet, verdammp

Gestern mittag kam ein Anruf aus der Klinik, meine Blutwerte vom Freitag waren nicht ganz so dufte wie erhofft, ich sollte mir bitte heute mittag noch mal eine Brevactid spritzen und dann...

"Ich hab seit heute Nacht meine Tage."

Äh, tatsächlich? Also, in echt? So richtig?

"Ich kenne das jetzt seit ca. 25 Jahren, das sind meine Tage."

Aber wieso denn jetzt, das ist doch eine Woche zu früh?

"Nein, das ist auf den Tag genau pünktlich."

Aber... aber... ohje, das tut ihr leid. Wir sprechen morgen wieder. Aber die Medikamente muss ich dann jetzt nicht mehr nehmen.

Heute kam der Anruf: am Donnerstag vor Ostern soll ich mich früh in der Praxis "vorstellen".

Und dann? Ich könnte mir vorstellen, meine Ärztin hat auch hier wieder Gedanken gelesen: die Tiefkühlwürmchen würde ich jetzt auch gerne schnell hinter mich bringen. Denn ich glaube, auch die werden nach diesem Quatschzyklus nicht anbeißen, und dann können wir das Thema abhaken und uns dem nächsten Kapitel zuwenden: IVF ohne Stimulation. Nur meine quirligen Eierstöcke und ich. Um dann vielleicht nicht mit einem ganzen Körbchen voller Eier zu starten und am Ende doch ohne Baby dazustehen, sondern um ein, vielleicht zwei richtig schöne Eier zu haben.

Und die alten Tricks bekommen zwar langsam Patina, aber wirken immer noch: ich freu mich auf nächstes Wochenende, wenn die Mädchen geballt anrücken. Und auf ein anderes Wochenende mit einem Mädchen im Exil. Und auf Wandern im Schwarzwald, herumlungern am Pool mit pinken Getränken auf Eis im Juli, und vielleicht ja wirklich New York (zum letzten Mal ohne Kind? Irgendwie... glaube ich das nicht) mit L.
Autsch. Allein, weil diese Krämpfe dann für neun Monate aufhören würden, wäre eine Schwangerschaft doch mal nett.
Ätschipopätschi, Knallbauch: gestern abend habe ich vier Kisten leckeren Sommerwein aus Italien bestellt.

Ich merke genau an dieser Stelle wieder mal deprimierenderweise, dass ein Teil von mir scheinbar immer noch glaubt, für Nicht-unterkriegen-lassen gäbe es irgendwann einen Preis in Form eines Babys. Und wenn es dann ganz schlicht und undiskutierbar nicht klappt, dann fühle ich mich trotz Riesenklappe plötzlich ziemlich klein und doof. Darum jetzt sofort ein Themenwechsel:

Menschen mit vielen Kindern, vor denen ich mich grusele, nicht aus Neid, sondern aus... ich weiß auch nicht, der Tatsache, dass sie ein lebender Beweis dafür sind, dass diese Kindersache nichts, aber auch gar nichts mit Nett oder Nichtnett oder irgend einer Art von Belohnungssystem zu tun hat, sondern vollkommen willkürlich und chaotisch passiert. In letzter Zeit fallen mir da spontan zwei Beispiele ein: dieser grässliche Inzest-Mensch, der hoffentlich bis ans sehr späte Ende seiner Tage hinter Gittern in der gleichen Zelle mit einem Menschen mit krankhaften Blähungen sitzen muss, nachdem er mit seiner Tochter zig Kinder gezeugt hat. Und dann folgendes Video der Kelly Family, das ich bei dooce gefunden habe. Kinder, die auf Befehl ihrer Eltern auf einer Bühne vor Publikum singen müssen, dass sie heute Nacht nicht ins Bett pinkeln.

4 Kommentare:

  1. Hallo Flora,

    wenn ich deinen Blog lese, komme ich mir immer total blöd vor, das ich rumheule, dass es bei uns nicht klappt. Warum ist das schwanger werden auch so kompliziert? Um uns rum klappt es doch auch bei allen, so hab ich das Gefühl. Nette, unnette, jüngere, ältere, dicke, dünne...

    Es ist blöd, aber ich kann nur sagen, lass dich nicht unterkriegen. Ist leicht gesagt und schwer ausführbar. Aber es muss ja. Irgendwann werden auch wir belohnt!

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  2. Liebe Nani,

    Du kannst Dir sicher sein, ich heule schon auch ordentlich. Das tun wir alle, und nichts daran ist blöd. (Ich hab mir allerdings sagen lassen, wenn man dann endlich schwanger ist, wird das eher noch schlimmer, dann reicht schon ein blöder Merci-Werbespot im Fernsehen, und los gehts. Das kann bei uns ja heiter werden.) Ich bin mir immer noch ganz sicher, irgendwann sind wir auch dran, und dann haben wir das hier überstanden und wissen, uns kann so schnell nichts mehr erschrecken: egal ob Babygebrüll nachts um vier oder pubertierende Teenies. Sei feste gedrückt!

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  3. Danke dir! Fühl du dich auch mal gedrückt!
    Ja das kenne ich von meiner Freundin, sie sagt man heult manchmal von jetzt auf gleich ohne Grund. Das wird ein Spaß, ich guck mir manche Dinge schon nicht mehr an, weil ich weiß ich muss heulen ;-)

    Ich glaub wenn es irgendwann so weit ist, dann ist es und egal, ob wir nachts nicht mehr pennen können, hauptsache wir haben endlich unser Würmchen! Geschlafen hab ich genug ;-)

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  4. Ihr müsst weitermachen! ich bin auch seit abervielen Jahren in dieser Tretmühle; immerhin einmal erfolgreich und 4Jahre; beim zweiten geht gar nix & ich hab mir im letzten Jahrzehnt wohl mind. einen porschecayenne in die bauchdecke gespritzt (der ja auch verdient werden musste etc; horror) Man ist so hilflos. Und all die tipps von anderen Müttern (hab ich ja zwangsweise um mich: Jaa, da musste dich mal entspannen und deinem mann was schönes kochen; wennde nich mehr dran denkst, dann klappts ja.Aaaah!)
    Ich werde weitermachen & egal wie versuchen, das derzeitige Leben nicht nur als provisorium zu sehen aber eben auch weitermachen. Da hab ich hier schon viel gelernt im Blog. Danke Flora. Ich wünsch Dir Kraft. Auf die alten trakhenerpferde, Skol!
    Alles Gute! Rudi

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