Montag, 18. April 2011

Ein klitzekleines bisschen zu viel Emotion für einen Tag

Das Buch gibt es jetzt schon eine ganze Weile, jeden Tag verkaufen wir ein paar Ausgaben davon, und ich dachte, das plätschert nun so vor sich hin. Aber jetzt durfte ich gerade erst meinen Senf zu Befruchtungsfragen in einer Pharma-Zeitschrift geben, dann habe ich mit vor Nervosität knisternden Fingern eine Seite für die Cosmopolitan getippt, und jetzt möchte eine Zeitschrift, dass Simone und ich uns mit anderen Abkürzungsdamen (und vermutlich einem KiWu-Arzt) in eine Sitzecke setzen und über das Thema Kinderwunsch, unerfüllter Kinderwunsch und alles, was man dabei so fühlt oder auch nicht fühlt, sprechen. Wie ist das, wenn sich dieser Wunsch einfach nicht erfüllt? Wie erlebt man das, wenn man sich von diesem Traum verabschieden muss? Zur ersten Frage kann ich mir inzwischen was einfallen lassen, zur zweiten kaum, weil ich noch weit davon entfernt bin, es sein zu lassen. Aber die Überlegungen, was um Himmels willen ich da sagen soll und wie ich an der eigentlich unausweichlichen Totalblamage vorbeikomme, wird im Moment von einer ganz anderen in den Hintergrund gedrängt.

Warum um Himmels willen findet das am 29. April statt? Ein Tag, der seit Wochen in meinem Kalender mehrfach mit Neonmarkern markiert ist, so dass ich auf gar keinen Fall auf die Idee komme, mir da versehentlich irgend einen Auftrag reinzuschreiben oder einen Arzttermin oder eine Verabredung. Der Plan war längst in Beton gegossen, den ganzen Tag vor der Glotze zu verbringen und Hochzeit zu gucken. Wie nett wollte ich mir das machen! Ich wollte Liveschaltungen zu meinen Mädchen per Skype, ich wollte Eis und rosa Brause, und L. habe ich jetzt auch schon achtmal gesagt, dass er nicht auf die Idee kommen soll, an diesem einen Tag auch nur für eine Minute "mal kurz was gucken" zu wollen. Sonst ist er immer der Herr über die Fernbedienung, dieses eine Mal nicht.

Wochenlang habe ich den Tag verteidigt wie eine Löwin. Und jetzt das. Und das ist zu wichtig, das kann ich nicht absagen. Nicht deshalb. Einen achthundert-Euro-Job hätte ich für den Tag abgelehnt, aber das geht nicht, da muss ich hin. Noch bleibt mir der Festplattenrekorder. Wehe, der funktioniert nicht. Wehe, L. will wieder im falschen Moment Strom sparen und macht irgend einen Quatsch mit meiner Programmierung. Wehe, das dauert fünf Stunden und ich verpasse wirklich alles.

Haltet mich für oberflächlich, dass ich angesichts eines so existentiellen Themas lieber auf dem Sofa sitzen und wildfremden Menschen beim Heiraten zugucken will. Und haltet mich gerne für noch viel oberflächlicher, wenn ich euch jetzt sage, dass der Tag, an dem mir so etwas nicht mehr wichtig ist, der Tag sein wird, an dem ich ernsthaft darüber nachdenken werde, ob es jetzt nicht Zeit ist, aufzuhören mit der Behandlung.

4 Kommentare:

  1. Hi Flora,
    ich werd sogar in London sein, wahrscheinlich werd ich rein gar nix sehen aber ich werd dort sein. Zum Glück nimmt mich mein lieber Mann mit dort hin auf Dienstreise. Zu der Frage wie erlebt man das wenn man sich von dem Traum verabschieden muss kann ich auch noch nix sagen, obwohl ich die 4 Versuche die ich mir von Anfang an als Grenze gesetzt habe bereits erfolglos absolviert habe. Ob der 4. wirklich der letzte Versuch bleibt ist mir auch noch nicht klar, aber ich fürchte der Abschied vom Traum ist ein sehr sehr langer, wenn er nicht sogar das ganze Leben dauert. Aber in London werd' ich an Dich denken. Liebe Grüße, Susann

    AntwortenLöschen
  2. Hm, für 800 Euro würde ich aber glaube ich Katie Katie sein lassen ;-)

    AntwortenLöschen
  3. Hi Flora,

    du bist mit diesem Termin defintiv nicht alleine! Der ist Pflicht! Es heult sich einfach zu schön, bei solchen Hochzeiten. Haaaaaaaaaaach, was freue ich mich auf den 29. April. Dir aber ganz viel Spaß beim Interview und das es schnell vorbei geht!

    LG
    Tine

    AntwortenLöschen
  4. die hochzeit wird selbstverständlich geguckt! wozu staube ich sonst meine diana&charles hochzeitstassen-,und teller ab, backe morgens in aller frühe scones für meine mädels und hoffe, dass sie alle pünktlich um neun mit hut und jogginghose auf meinem sofa sitzen? nebenbei kann ich dann, während sie ihren prosecco schlürfen (ich bin "leider" in der warteschleife)fachmännische kommentare zum geschehen abgeben und werde nicht mit vergleichen zu den hochzeiten von maxima, mette-marit oder victoria hinterm berg halten! du bist also nicht allein! lg, murphy

    AntwortenLöschen