Dienstag, 8. März 2011

Und falls das mit dem Baby nichts wird: mein Traumhotel.

Immer, wenn L. und ich durch irgend eine Hauptstadt latschen (was bisher unsere einzige Art ist, Urlaub zu machen, vielleicht kommen ja irgendwann noch Nordseeurlaube oder mal eine gemietete Hütte dazu, aber bis dahin:), dann kommen wir jedes Mal früher oder später beim latschen und schwadronieren darauf, wie ein Hotel aussähe, das wir aufmachen würden.

Einige Dinge, die es in unserem Hotel nicht gäbe.
Ich habe in meinem Leben noch nie auf Qype oder sonstwo Leute vor Hotels oder Restaurants gewarnt. Ich beschwere mich auch nicht beim Manager. Ich lächle freundlich, gehe und komme nie wieder, und wenn mich jemand fragt, ob man da hinfahren soll, dann sage ich nein. Einerseits ist das so, weil ich feige und konfliktscheu bin, andererseits deshalb, weil die Dinge, die mich stören, ganz oft mit Problemen zu tun haben, bei denen man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Für ein Verständnis dessen, was Leute brauchen, um sich wohl zu fühlen, das sich grundlegend von meinem unterscheidet.

Also gut.
In meinem Hotel gäbe es keinen lackierten Beton. Nicht als Boden, nicht als Sitzbank und schon gar nicht als Kopfstütze. Wer will an seinem ersten Urlaubstag aufwachen und seinen Kopf auf Beton kuscheln? Ich nicht. Ich finde das nicht schick, das ist bloß so ein billiger Trick phantasieloser Innenarchitekten, so wie bei denen, die alles weiß machen, nur schlimmer. Vermutlich sollen die Landeier merken, dass sie jetzt in der Stadt sind, und weich ist spießig. Aber bevor ich geduscht habe, bin ich gerne spießig. Ich lese gerne eine altmodische Zeitung, trinke schwarzen Tee mit Milch und höre Musik, die ich schon kenne.

In meinem Hotel gäbe es außerdem nicht zu viel Corporate Identity. Es ist völlig in Ordnung, wenn das Hotellogo oder der Hotelname auf dem Geschirr und auf den Handtüchern ist. Aber es ist nicht ok, wenn die Angestellten angezogen sein müssen wie Promoter aus der Fußgängerzone.

Es gäbe kein kompliziertes Beleuchtungssystem, das man nur ausschalten kann, indem man die Schlüsselkarte aus dem Schlüsselkartendings zieht.

Bei näherem Nachdenken gäbe es auch keine Schlüsselkarte, ich bin bestimmt schon zehnmal im Leben mitten in der Nacht mit wunden Füßen runter an die Rezeption gelaufen, weil die blöde Karte nicht funktioniert hat. Was ist so falsch an Schlüsseln?

Es gäbe keine Zimmermädchen, die ein Zimmer schon vor elf dreimal betreten haben, egal, ob man "Nein" oder "Besetzt" oder "Draußen bleiben" ruft.

Es gäbe keine Lichtschranke in der Minibar, die behauptet, ich hätte ein Snickers gegessen, wenn ich in Wahrheit nur ein Snickers angeguckt habe.

Es gäbe keinen Schnickschnack wie Schuhputzsets, Conditioner, Fußdeo, Klappzahnbürsten usw. Es gäbe allerdings die Möglichkeit, solche Sachen an der Rezeption zu bekommen, wenn ich sie vergessen haben sollte.

Es gäbe keinen Radiowecker, keine Ipod-Docking-Station, keinen DVD-Player, keinen Toaster und kein Bügeleisen. Es gäbe aber einen Fön, und zwar einen, der auch kalt kann.

Einige andere Dinge, die es in meinem Hotel gäbe.

Zur Begrüßung eine Flasche guten Prosecco rosé, die niemand bezahlen müsste. Meinetwegen (L. hat ja auch was mitzureden) würde ich den Preis sowieso mit in die Übernachtung einrichten. Es wäre einfach sensationell nett, man würde sich willkommen fühlen, wenn man nicht 20 Euro für etwas bezahlen müsste, was, wie jeder weiß, im Einkauf nur fünf Euro kostet. Und ich würde in das Prosecco-Hotel immer wieder fahren, in das 20-Euro-Hotel wohl nicht.

Nachdem ein Hotel vor allem eine Möglichkeit ist, in der Fremde zu schlafen, würde ich dafür sorgen, dass die Leute schlafen können. Ich würde ihnen die Möglichkeit geben, das Zimmer komplett zu verdunkeln, sie könnten die Temperatur im Zimmer selbst bestimmen, und ich würde niemals jemanden zum Saubermachen vorbeischicken, bevor es mittag ist.

Es gäbe Abends ein schönes, unkompliziertes Essen an einem langen Tisch, im Sommer draußen, für alle, die sich am Morgen dafür anmelden, plus für vielleicht fünf Leute, die es sich spontan noch überlegen. (Ich gebe es zu, das ist nur eine Ausrede dafür, endlich täglich Sophia-Loren-artig mit einer Schürze und unordentlicher Frisur am Herd zu stehen und in einem riesigen Pastatopf zu rühren, während im Radio eine Arie läuft.) Am Wochenende würde ich Kuchen backen, den es zum Frühstück gibt.

A propos: es würde Frühstück bis Mittag geben. Wer will im Urlaub um halb neun aufstehen, um wenigstens noch die letzten verschrumpelten Käsescheiben und das doofe Brot abzukriegen? Und zum Frühstück gäbe es ordentliche Zeitungen. Und es gäbe Pfannekuchen.

Es gäbe frische Blümchen auf dem Zimmer, einen Apfel auf dem Kopfkissen und Wasser umsonst. Eine Flasche Wasser kostet niemals mehr als 70 Cent, angenommen, die Gäste würden ihre Tage in meinem Hotel damit verbringen, so viel Wasser in sich reinzuquetschen, wie es nur geht, wie teuer könnte das werden?

Es gäbe genug Kleiderbügel. (Warum sind das immer nur fünf? Warum? Sind die so teuer? Werden die immer geklaut?)

Es gäbe eine Möglichkeit, den Koffer so verschwinden zu lassen, dass man ihn nicht sieht. Wer will denn die ganze Zeit auf einen Koffer und damit auf die Heimreise starren, wenn er im Urlaub ist?

Es gäbe Fotos von früheren Hotelgästen in den Zimmern, wenn die früheren Hotelgäste das wollten.

Es gäbe Wärmflaschen, und es gäbe Kaffee und Tee morgens auf dem Zimmer, angeliefert in kleinen Thermoskannen, die vor der Tür stehen würden, und die Zimmermädchen würden dazu kleine Briefchen unter der Tür durchschieben.

Es gäbe einen Schuhputzservice, für den man seine Schuhe einfach nur vor die Tür stellen müsste.

Es gäbe einen Hund, den man sich leihen könnte, um durch die Stadt bummeln zu können und dabei von den Touristen für einen Einheimischen gehalten zu werden.

Es gäbe Fahrräder, die man sich kostenlos leihen könnte.

Es gäbe ein kleines Häuschen auf dem Dach, in dem die Sauna wäre.

Es gäbe einen Kamin im Frühstücksraum. Der übrigens nicht nur ein Frühstücksraum wäre, sondern auch ein Abends-Weintrink-Raum.

Es gäbe jeden Freitag und Samstag eine kleine, aber feine Party für Freunde des Hauses, Gäste und Freunde der Gäste.


Ein Glück träume ich diesen Traum mit L.
Allein wäre ich pleite, bevor ich auch nur eröffnet hätte.

5 Kommentare:

  1. klingt super, ich würde da sofort übernachten!
    Und ich seh Dich da schon, mit den Zwillingen, die Dir um die Füße wuseln, des das Eine schließt das andere auf gar keinen Fall aus!
    ich fiebere sowas von mit bei diesem neuen Anlauf.
    Liebe Grüße von Y.

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  2. Ich habe diesen Beitrag sehr genossen, wie übrigens alle anderen auch!!
    Viele Grüße aus Berlin!
    D.

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  3. Oh bitte gib bescheid, wenn du das Hotel eröffnest, ich würde gerne zur Eröffnung kommen und danach immer wieder! das klingt ganz so wie ich mir ein Hotel vorstelle und das ich bis jetzt so noch nicht gefunden hab!

    Gruß oenskedroem

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  4. Ein wundervolles Hotel wäre das! Ich war auch schon in vielen Hotels, meist beruflich, und das schlimmste, finde ich, ist, wenn es entweder zu kalt ist (Fenster zugig etc.) oder zu warm, bzw. die Aircondition lässt sich nicht ausschalten, auch nicht, wenn man dagegentritt...
    Danke übrigens für Dein sehr gut geschriebenes Buch, das ich gerade lese. Mein Mann und ich sind eigentlich erst am Anfang der Behandlung, fast drei Jahre schon Kinderwunsch, jetzt fahren wir diese Woche zum ersten Mal in eine Kinderwunschklinik. Übrigens nach HH! Für uns ist das eine längere Anreise, und wenn ich so lese von 8-Uhr-Terminen, wird mir ganz anders...
    Jedenfalls gefallen mir besonders Deine Kommentare zum Thema Stressfrei-Kügelchen-etc. Dieses ganze Eso-Gequatsche geht mir derzeit dermaßen auf den Geist...Was daran eben so fies ist, ist die Unterstellung, man sei ja irgendwie, durch eine falsche Einstellung/zu geringem Entspannungsgrad selbst schuld daran, dass es nicht klappt mit den Kinners ("Du musst eben dafür wirklich bereit sein" - munkel, munkel...) Von Männern wird komischerweise nicht erwartet, sie müssten einfach "ganz tief einatmen" um ihre Samenqualität zu verbessern! Wie absurd!
    Ja, ich werde jedenfalls jetzt ab und zu mal hier vorbeischauen und heute abend Dein Buch zuende lesen. Gruß, das Nordlicht:-)

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  5. schön, dein hotel bericht.....ihr müßt unbeding dort hin.....das hotel fiel mir gleich ein, als ich deinen bericht las....http://villaverdin.at

    gruß
    a

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