Sonntag, 6. Februar 2011

Zum Glück kann Lili nicht "wie sieht's denn hier aus" sagen

In wenigen Minuten - eigentlich jede Sekunde - kommt die kleine Fellwurst aus ihrem Urlaub zurück. Zehn Tage war sie auf dem Lande und wurde bespielt, behütet, beschnuppert von den anderen Gästen und richtig gründlich durchgespaßt. Jeden Abend schlief sie glücklich und hunde(harr)müde ein. Ich freue mich wie blöde, dass sie gleich wieder da ist, sie hat mir gefehlt, und laut L. hab ich im Schlaf ständig von ihr gesprochen. Gleichzeitig habe ich zwei Sorgen: 1. was, wenn sie wieder tagelang schmollt, weil sie ihre neuen Freunde vermisst, und ich mich wieder zergräme, wir würden dem Hund kein schönes Leben bieten? 2. was, wenn sie all die rohen Holzfußböden im Haus ruiniert? Es ist nämlich so. Während unserer vier Tage Berlin waren Handwerker im Haus, die im Treppenhaus, auf den Absätzen und in meinem Arbeitszimmer den Boden abschleifen und anschließend neu ölen, versiegeln, streichen, was auch immer sollten. In Berlin verging kein Tag, an dem ich nicht mindestens einmal in die Hände geklatscht und auf der Stelle getrampelt habe vor Freude, dass während ich hier gerade klatsche und trampele unser Fußboden piccobello fertig wird.
Dann kamen wir gestern Abend voller Erwartungen zurück, nur um festzustellen, dass zwar alles abgeschliffen ist, aber nichts gestrichen. Eine falsche Bewegung mit der Teetasse, dem Rotweinglas oder der matschigen Hundetatze, und wir haben einen Fleck auf dem Boden, den man nicht wieder wegbekommt. Draußen versinkt die Welt im Matsch, und drinnen habe ich gleich einen Hund, der tagelangen Trubel gewohnt war und mit dem ich eigentlich zur Feier des Tages am liebsten sofort zu einem dreistündigen Spaziergang durchs Moor aufbrechen würde.
Warum tun Handwerker so was? Immer? Die gleichen Handwerker haben vor einem halben Jahr hier die ca. dreifache Fläche in unserer Anwesenheit abgeschliffen und versiegelt und dafür insgesamt fünf Stunden gebraucht. Warum reichen jetzt vier Tage nicht? Wieso kommen wir schon wieder nach Hause, nichts ist fertig, alles ist dreckig, überall liegen Maschinen rum, und eigentlich müsste man einen Bauhelm tragen?
L. hat eine kluge Freundin, die gesagt hat, alles, was mit Handwerkern zu tun hat, dauert immer drei mal so lang wie angekündigt. Da hat sie wohl recht.

Was Lili noch nicht weiß und was ihr auch bitte keine von euch verraten sollte, ist, dass sie diese Woche am Donnerstag morgen fröhlich auf den Tisch der Tierärztin steigen wird und ihn zwei Stunden später im Narkosetran und kastriert wieder verlässt. Ich grusele mich entsetzlich. Der vernünftige Teil von mir weiß, dass das genau das richtige ist und es nun mal sein muss. Mein erster Hund, ein Königspudel, war nicht kastriert, sollte aber (genau wie Lili) keine Jungen bekommen, und sie hat sich die letzten fünf Jahre ihres Lebens mit unzähligen Tumoren und anderen Beschwerden rumplagen müssen. Das soll Lili nicht passieren. Also ist eigentlich alles klar. Aber ich glaube, ich muss euch nicht erklären, warum ich mir trotzdem lieber einen Zehennagel ziehen lassen würde, als meine Hündin kastrieren zu lassen. Ich weiß schon, dass das vorbei geht. Spätestens Montag früh, wenn ich selbst auf den Tisch muss, habe ich wieder andere Sorgen.

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