Samstag, 18. Dezember 2010

Und schwupps ins Minitief.

Eins Vorweg: der Kackwurst, die jetzt mein Telefon hat und es nicht ins Fundbüro bringt, wünsche ich die myombekränzte Krätze an den Hals. Im Grunde genommen muss ich noch eine Weile tüfteln, bis ich einen Fluch finde, der dem gleichkommt, ein paar Tage vor Weihnachten plötzlich keine einzige Telefonnummer mehr zur Hand zu haben und sich auch noch Sorgen machen, dass jede Sekunde irgendwelcher Scheiß mit meinem Bankkonto passieren könnte oder jemand wüste Beschimpfungen oder, schlimmer noch, schwülstige Liebeserklärungen an alle schickt, von denen ich jemals Emails bekommen habe. Es ist der Hass. Und ja, gesperrt habe ich alles schon, Enantone macht zwar müde, aber nicht blöd. Das Schlimme ist, ich bin mir vollkommen darüber im Klaren, wo ich es verloren habe: im Taxi nach Hause von der Weihnachtsfeier. Denn beim Abschied hatte ich es in meine Tasche gepackt, und zuhause war es weg. Ich habe auf dem Weg zum Taxi keinen Menschen getroffen, auf dem Weg aus dem Taxi auch nicht, es muss rausgeflutscht sein, als ich im Dunkeln mein Portemonnaie gesucht habe. Der Taxifahrer sagt, er hat nichts gefunden. Das Fundbüro sagt auch, es hat nichts gefunden. Und das mir. Ich hab im Leben schon so einiges in Taxen gefunden, unter anderem mehrere Portemonnaies, von denen eins so voller Geld war, dass der Scheinestapel ungefähr die Dicke eines schmalen Taschenbuchs hatte. Und alles, was ich da jemals gefunden habe, habe ich immer abgegeben. Einmal, als der Taxifahrer zwielichtig aussah, hab ich das Portemonnaie sogar mitgenommen und so lange herumgegoogelt, bis ich die Telefonnummer des Besitzers raushatte. Es sollte fairer zugehen in der Welt. Ich sollte nicht an einem Samstagmorgen vor Weihnachten in die Stadt müssen, um mir bei der Telekom ein paar neunmalkluge Ratschläge und ein fettiges Leihhandy abzuholen.

Ich sollte außerdem nicht jeden Morgen nackt meinem Fliesenleger gegenüberstehen, aber genau so kommt es, ich kann mich anstellen, wie ich will. Unser Bad wird gemacht. Seit Wochen. Bzw. hat L. vor Wochen damit angefangen, die Fliesen abzuschlagen, damit die Handwerkerrechnung hinterher wenigstens nur drei- statt vierseitig wird. Dann waren plötzlich die Fliesen nicht geliefert worden. Dann doch. Dann kam der Klempner nicht. Jetzt läuft es zwar, aber viel langsamer als gedacht. Wir sitzen jetzt also im klirrekalten Dezember in unserem Haus zwischen Eisblumen, und jeder Tag beginnt damit, dass ich mich bei Dunkelheit im Enantone-Tran aus dem Bett schäle und fast heulend vor Müdigkeit in die Küche schwanke, wo ich mich an der Spüle mit einem Waschlappen wasche. Seit neuestem ist auch noch das Wasser kalt. Und immer, wenn ich gerade denke, es kann jetzt wirklich nicht schlimmer kommen, dann geht die Tür auf, und der Fliesenleger will nur mal rasch nach dem Rechten sehen.

Und dann noch viel Arbeit, morgen auch. Und dann noch nur die Hälfte der Geschenke. Und dann noch der neue Stargast in meinem Bauch. Und dann sieht es auch noch bei uns aus wie Sau, von den Handwerkerarbeiten ist alles mit einer drei Milimeter dicken Staubschicht bedeckt. Alle Kekse, die ich im November gebacken hatte, sind längst aufgegessen.

Zwei Lichtblicke gibt es: L. hat gestern heimlich einen Baum gekauft. Unseren ersten in dieser Hütte. Und die liebe Schoko ist schwanger. Das Cadeautje zum Nikolaus hat sich ordentlich festgebissen und lässt ganz bestimmt so schnell nicht wieder los. Kein Wunder, wo sollte sich ein Nikolauskind wohler fühlen als bei einer Schokomutter?

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