Dienstag, 3. August 2010

Auge in Auge mit dem Feind.

Selbsthypnose war schon immer eine meiner Stärken. Oder Schwächen, je nachdem, wie man es sehen will. Ich hatte bisher z.B. bei jedem meiner Exfreunde an irgend einer Stelle ein dummes Gefühl, das sich genau auf die Sache bezog, die am Ende dazu führte, dass Schluss war. Und ich habe es jedes Mal geschafft, mir dieses dumme Gefühl auszureden und mich zu beruhigen.
Ich schreckte nachts hoch und dachte "das war doch heute kein einfach-so-Anruf, das war ein Kontrollanruf!" oder auch "wie kommt der eigentlich dazu, mir etwas zum Geburtstag zu schenken, das eigentlich mehr eine Beleidigung ist als ein Geschenk? Will der mich quälen?", um mich dann mühsam wieder in den Schlaf zu beschwichtigen. Und ein Jahr später stand fest: der hat einen Kontrolltick und quält mich gern. Ja, das war ein Kontrollanruf. Und ja, das Geschenk war teils aus reinem, unverfälschtem Geiz so ausgewählt, teils aber auch in der Absicht, mich zu demütigen. Bei anderer Gelegenheit saß ich im Bus, hatte plötzlich fürchterliches Herzklopfen und dachte: "Der interessiert sich in Wahrheit seit Wochen nicht die Bohne für mich. Der hat eine andere.", kämpfte dann nach Kräften gegen diese Angst an, um kaum 12 Stunden später zu wissen: Richtig geraten, dafür gibt es null Punkte und ein Jahr Liebeskummer!

Jetzt wollt ihr wissen, wieso ich euch das erzähle. Das ist ja kein Beziehungsblog hier, sondern ein Befruchtungsblog.
Nur Geduld.
Ich komme gerade aus meiner neuen Klinik und von meiner ersten Hysteroskopie.
Das ist sie auch eigentlich schon, die Geschichte.
Eine Hysteroskopie funktioniert so ähnlich wie eine Rückübertragung. Man zieht die Hose aus, steigt auf den Stuhl, der Doktor schiebt dieses Spreizdings aus Metall in dich rein, und durch die so entstandene Öffnung schiebt er statt der Sonde (wie bei der Übertragung) ein langes, dünnes, vorne beleuchtetes Gerät, mit dem er dann auf einem Monitor in Farbe und bester Bildqualität sehen kann, was im Inneren deiner Gebärmutter genau los ist.

Bei meinem letzten Ultraschall waren da ja zwei Myome zu sehen. Ich kann es nicht beschwören, aber ich bin mir ziemlich sicher: das waren genau die Myome, die mich, L., euch hier im Blog und auch meine Würmchen und Blümchen schon seit einiger Zeit begleiten. Das Ganze diente dazu, festzustellen, ob eine Operation nötig sein wird, um mich befruchtungsfit zu machen.

Die Antwort lautete klar und deutlich: ja. Es stellte sich heraus, dass der dickere Öschi der beiden Myome vermutlich ein Polyp ist, der sich aus reiner Bosheit und Sturheit auch in Zukunft jeder erfolgreichen Einnistung in den Weg stellen würde. Dieser Freund sieht in etwa aus wie Barbamama (die Mutter der Barbapapa-Familie), nur ohne Lachmund und Klimperwimpern. Zum ersten Mal hab ich das Ding so deutlich und bunt vor mir gesehen, das mir jetzt seit anderthalb Jahren Ärger macht und mich vermutlich meine Zwillinge gekostet hat. Das andere Myom ist in Wahrheit zu zweit, noch nicht besonders groß (man nennt das Myomkeim) und vermutlich auch eher nicht so gut für meine Chancen auf Mutterschaft. Heute in zwei Wochen habe ich einen Termin in der Myomsprechstunde des Hamburger Myomflüsterers, und kurz danach wird er mich wohl operieren. Danach dauert es drei Monate, bis alles gut verheilt ist, und dann, so der Arzt, der mich heute auf dieser Reise in meinen Unterbauch begleitet hat, habe ich allerbeste Chancen, schwanger zu werden und zu bleiben. Denn abgesehen von Polyp, Myom 1 und Myom 2 sieht es wirklich gut aus.

Das sind doch eigentlich sehr gute Nachrichten. Die ganze Prozedur hat zehn Minuten gedauert, überhaupt nicht weh getan, und besonders aufwendig kam mir das alles auch nicht vor. Trotzdem hatte ich wieder mal Herzklopfen, als ich aus der Klinik auf die Straße zurück kam. Denn ich bin mir so gut wie sicher, diese Myome (oder was auch immer) sind da schon länger. Und in meiner alten Klinik wurde übertragen, übertragen, übertragen. Und ich bin oft genug nachts hochgeschreckt und habe mich gefragt: ist das alles richtig so? Müßte das nicht anders laufen? Nur um dann all diese Sorgen auf die Hormone zu schieben, mir innerlich einen Klassenbucheintrag wegen paranoiden Gejammers zu verpassen und mich wieder in den Schlaf zu zwingen.

Ich will denen kein Unrecht tun. Die haben auch sehr ordentliche Erfolgsquoten, die sie sich mit Sicherheit nicht ausdenken. Aber ich wäre kein Teil der Erfolgsstatistik geworden. Denn die hätten ewig so weitergemacht. Natürlich wird man oft zwei Meinungen haben, wenn man zwei Ärzte fragt, erst Recht, wenn die aus zwei verschiedenen Kliniken kommen. Das heißt noch lange nicht, dass Arzt 1 ein Genie ist und Arzt 2 ein Vollpfosten. Die Frage ist also nicht, zu was für einem Schluss man aufgrund des Wissens kommt, dass da unten Myome sitzen. Das, was mich so fuchtig macht - so fürchterlich wütend - ist die Tatsache, dass das heute meine erste Hysteroskopie war. Haben die in der anderen Klinik so was nicht stehen? Wenn ich mich beschweren würde, wäre die Antwort vielleicht "Sie haben ja nicht gefragt"? Aber bis vor ein paar Tagen hatte ich noch nie von so etwas gehört!

Nun fragt mich bitte nicht, welches Klinik 1 und welches Klinik 2 ist. Falls es in Klinik 2 wirklich so toll laufen wird, wie ich hoffe, dann verrate gerne, wo die Guten sitzen.
Aber zu Klinik 1 reiße ich mich gerade sehr am Riemen. Denn gerade weil ich so sauer bin, will ich jetzt nicht online auf die eindreschen. Und ich kann mir gut vorstellen, dass die einfach mit anderen Patienten ganz toll sind, denn wie gesagt: Erfolgsstatistiken kommen ja nicht von ungefähr. Vielleicht sind die dort erste Adresse für Patienten mit hormonellen Problemen. Oder die können sehr gut mit psychischen Ursachen. Oder... weiß ich auch nicht. Aber ich glaube, dass es ein großes Glück für L. und mich und ein großes Pech für meine Myomkolonie ist, dass wir jetzt woanders unsere Hoffnungen, unser Geld und unsere Eizellen hintragen.

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