Dienstag, 8. Juni 2010

Wie der Trockenkeller mir den Abschied erleichtert

In unserem Haus gibt es einen Trockenkeller. In diesem Trockenkeller hängen grob geschätzt 30 Wäscheleinen. Auf drei dieser Wäscheleinen hatte ich gestern meine Wäsche aufgehängt. Die anderen 27 waren frei. Gerade komme ich in den Keller, um diese Wäsche, die mit mir nach New York fliegen soll, von der Leine zu nehmen. Sie hängt aber nicht mehr auf ihrer Leine. Sie hängt auf einer anderen Leine, und zwar in drei Schichten übereinander, alles ist wild verkrumpelt und klamm und muffig. Ein Teil der Wäsche hängt auch gar nicht mehr auf der Leine, sondern liegt in einem Häufchen auf einem Stuhl. Diese Wäsche ist sogar noch klammer. Und auf der Leine, auf der gerade noch meine Wäsche hing, hängt jetzt andere Wäsche. Diese Wäsche beansprucht ca. 10 der 30 Wäscheleinen für sich. Kurz nachrechnen: selbst, wenn meine Wäsche da auch noch hängen würde, dann wären trotzdem noch 17 Leinen frei. Eine meiner Nachbarinnen hatte das dringende Bedürfnis, auf genau die gleiche Leine wie ich ihre Wäsche zu hängen, und hat umdekoriert. Dazu musste sie meine Unterhosen anfassen, was ihr sicherlich nicht angenehm war, aber nicht halb so unangenehm, wie ich das finde, dass nun irgend eine alte Frau aus dem Haus meine Unterhosen in den Fingern hatte und dass ich jetzt ungefähr dreimal so lang brauchen werde, um das alles zu bügeln, und das, wo ich gerade überhaupt keine Zeit zum Bügeln habe. Ich weiß nicht, ob ich das bisher klar gemacht habe, aber ich neige zu plötzlichen und hilflosen Aggressionen. In dem Moment, in dem ich gerade meine klamme und zerknüllte Wäsche aufgehoben habe, war ich so sauer, dass es mir ein Fest gewesen wäre, die betreffende Nachbarin mit (zum Glück Ballerina-)Fußtritten durch den Wäschekeller zu treiben.

Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich darauf freue, eine eigene Waschmaschine zu haben in einem Haus, in dem ich Wäsche waschen kann, wann immer mir danach ist. Dienstag Abends? Klar! Sonntag Mittag? Kein Problem! Und wo auch immer ich die Wäsche hinhänge, sie bleibt dort, bis sie trocken ist. Womöglich sogar länger!

Außerdem habe ich zu berichten, dass ich seit drei Tagen üble Regelschmerzen habe, obwohl ich immer noch durchgehend die Pille nehme (die mir der Heilpraktiker gerne ausreden würde, aber bevor ich nicht mit der Klinik gesprochen habe, wird daraus leider nichts. Vermutlich eine Yin-Mangel-Folge: Sturheit.). Auch ein bisschen Blut (altes Blut, wie ich als Blutprofi inzwischen sofort sehe) hat sich gezeigt. Ich habe eine Ibuprofen genommen und die Schmerzen umdefiniert: das ist kein Alarmsignal dafür, dass mir mein Unterleib wieder mal einen Urlaub versauen will (das wäre so ungefähr der fünfte), sondern das bedeutet, dass die vom Heilpraktiker angekündigte Aufmöbelung meiner Fortpflanzungsorgane in vollem Gang ist. Juchhu, Schmerzen! Blut! Das muss nämlich so sein, und nur so kann es besser werden! Genau.

1 Kommentar:

  1. Hallo! Wir kennen uns noch nicht, aber ich lese dein Blog schon seit einer Weile mit absolutem Genuss. Deine Trockenkellergeschichte heute hat mich wieder einmal zum Lachen gebracht. Genau so eine Nachbarin hatte ich in meiner ersten Wohnung auch. Ob so eine wohl standardmäßig in jedem Mietshaus vorhanden sein muss? Ich stelle mir das bei der Abnahme am Neubau ungefähr so vor: Leitungen? Installiert! Rollos? Alle montiert! Rechthaberische Nachbarin? Vorhanden! Gut, die Leute können einziehen.

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