Montag, 3. Mai 2010

Das Fastenregime ist tot, es lebe das neue Regime

Eine schöne Pleite ist das: ich hab das Handtuch geworfen und schon gestern Abend meinen Apfel gegessen. Ich konnte nicht mehr. L. und seine Strunzerei trifft keine Schuld. Lili kann auch nichts dafür. Das war nur ich, mein flauer, krampfender Bauch, meine Beine und Arme, die sich angefühlt haben, als wäre die Grippe des Jahrhunderts im Anmarsch, und mein Kopf, in dem sich eine Riesenmigräne zusammenzubrauen schien. Ich war vollkommen am Ende. Und ja, ich hab all die Tricks aus dem Fastenbuch ausprobiert, ich hab einen Löffel Honig ganz langsam gegessen, ich hab an allen vorgeschlagenen Akupressur-Punkten gedrückt, ich habe wechselgeduscht und mich dabei am Duschvorhang festgekrallt, und ich war "den Kopf freikriegen und durchatmen", als ich mit Sternchen vor den Augen über die Wiese spaziert bin und hinterher kurz davor war, eine 70jährige Passantin zu bitten, mir doch kurz über die vierspurige Straße zu helfen, so schwach und schwindelig war ich. Und dann hab ich mir gedacht, das war es dann wohl jetzt. Peinlich ist das, aber nicht zu ändern.

Und jetzt trinke ich einen Earl Grey mit Milch, basta. Dazu einen Toast mit Schweizer Käse? Essen ist ein fabelhafter Trost, wenn man mal wieder etwas nicht hingekriegt hat, wie zum Beispiel den duften Plan, fünf Tage lang nichts zu essen.

Abkürzungsdamen, versteht mich nicht falsch, ich finde fasten immer noch toll und wunderbar und werde nie vergessen, wie gut mir das beim ersten Mal getan hat. Vielleicht gäbe es irgendwelche Umstände, unter denen ich das auch noch mal tun könnte. Z.B. dann, wenn ich ganz allein wäre für ein paar Tage, ohne Mann und ohne Hund und ohne Freunde. Und wenn ich in dieser Zeit nichts, absolut nichts zu tun hätte. Aber bis dahin stecke ich es erst mal wieder. Bis zum nächsten Versuch.

Weil ich aber meistens einen Plan brauche, um das Gefühl zu haben, ich habe mein Leben im Griff, gilt jetzt folgendes Gesetz: ich werde jeden zweiten Tag eine halbe Stunde laufen, am anderen Tag stehe ich auf meiner wii und wackele durch mein 45minütiges Yoga-Programm. Genau wie das Fasten habe ich das Laufen auch früher schon mal sehr gut hingekriegt. Allerdings fast ein Jahr lang. Zu einer Zeit, als ich mit den Mädchen noch drei mal wöchentlich hotten war und um viertel nach neun am Arbeitsplatz sein musste, bin ich jeden zweiten Tag um halb acht aufgestanden und eine halbe Stunde lang um den Park gelaufen. Am Ende dieser Zeit war ich immerhin fit genug, um in einer Goldleggins auf der Firmenparty, die unter dem Motto "Glamrock" stand, aufzutauchen. Falls die Leute gekichert und mit Fingern auf meinen Hintern gezeigt haben, habe ich nichts davon mitbekommen.
Gestern war Yoga, heute ist Laufen. Es schüttet. Aber vielleicht ja nicht den ganzen Tag lang, wenn ich schön meinen Teller leer esse.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen