Mittwoch, 7. April 2010

Vorsätze zum Umzug. Teil 1.

Ich werde ein Fahrrad an diese Station stellen, die schon fast da ist, wo ich meistens hin muss. Das Fahrrad wird sicher genug sein, dass ich nicht seinetwegen sterbe, und oll genug, dass ich nicht heule oder fluche, wenn es geklaut wird.

Ich werde abends nicht um acht im Schlafanzug auf dem Sofa liegen und Super Mario spielen, den Zeit-Stapel durchackern oder mir L.s Law and Order-DVDs ansehen, sondern ich werde mit meiner Latzhose irgendwas bohren oder anstreichen. Immer. Jeden Tag. Bis es irgendwann gut ist.

Ich werde dem Hund fabelhafte Spaziergänge spendieren. Wir werden stundenlang durchs sturmgepeitschte Moor laufen. Oder wenigstens stundenlang durch den sturmgepeitschten Park. Ich werde Stöckchen werfen und so lange Zeit haben, bis Lili und der andere Hund sich lange genug über die Wiese gejagt und in die Ohren gezwickt haben werden. Ich werde nicht der Versuchung nachgeben, noch ein bisschen länger am Rechner zu sitzen und den Hund nur kurz in den Garten zu lassen. Jedenfalls nicht öfter als morgens ganz früh und abends ganz spät.

Ich werde den riesigen Einbauschrank nicht dazu missbrauchen, jeden alten Scheiß aufzuheben. Unterwäsche mit Löchern, Socken ohne Sohle, Jeans in Größe 27 und Tops in Größe 34 haben in meinem Kleiderschrank keine Existenzberechtigung.

Ich werde mehr Zeit damit verbringen, dafür zu sorgen, dass es schön wird, als damit, davon zu träumen, wie schön es mal werden könnte.

Ich werde mich nicht gruseln. Nicht, wenn L. nicht da ist, nicht im Keller, nicht im Dunkeln, nicht auf dem Dachboden. Ich werde keine irren Phantasien entwickeln darüber, wie genau der alte Sack gestorben ist und wo und wie man ihn gefunden hat. Ich werde mir nicht einbilden, dass sich Gesichter an den Scheiben des Wintergartens zeigen, und ich werde keine komischen Geräusche hören.

Ich werde Obstbäume pflanzen.

Ich werde Rosen pflanzen.

Ich werde lernen, was ich tun muss, damit es ihnen gut geht.

Ich werde die Nachbarn kennenlernen, und wenn ich sie blöd finde, sofort wieder vergessen, dass es sie überhaupt gibt.

Ich werde Leute zum Essen einladen.

Ich werde in jedem Zimmer irgendwas haben, womit ich Musik hören kann.

Ich werde lernen, keine Angst mehr vor Kreissägen zu haben. (Vielleicht der schwierigste Punkt auf der Liste.)

Ich werde mich nicht drum scheren, dass die Nachbarschaft vermutlich nicht viel von meinem Kleidungsstil hält.

Ich werde endlich die Fotos entwickeln lassen, rahmen und aufhängen.

Wenn jemand für L. anruft, werde ich aufschreiben, wer es war und was er wollte.

Ich werde Rechnungen nicht mehr auf einen Stapel werfen und vergessen, sondern verdammt noch mal endlich meinen Kram in Ordnung bringen und in Ordnung halten.

Ich werde jeden Tag mindestens zwei Stunden arbeiten. Auch Samstags und Sonntags. Zwei Stunden kommen euch wenig vor, aber wir warten mal ab, bevor wir die Zahl hochschrauben.

Ich werde an meinem Schreibtisch sitzen und Sachen schreiben.

Wenn jemand aus der Familie sagt "guck mal, ich hab hier diese fabelhafte Lampe/Kommode/Blumenampel/Guillotine, die sieht doch toll aus, wollt ihr die nicht haben für euer Haus?" dann werde ich sagen "das ist nett, aber nein Danke. " Ich werde mich bei jedem Teil, das wir ins Haus tragen, fragen, ob das wirklich schön ist und wir es brauchen. Wenn nicht, dann bleibt es draußen.

Ich werde ein Kräuterbeet haben und es pflegen.

Ich werde versuchen, ein paar Traditionen zu erfinden und mich an sie zu halten. (Bei meiner Lieblingstante gab es z.B. die Tradition, dass wochentags alle Abends einen kleinen roten Apfel auf ihrem Kissen finden, den sie vor dem Einschlafen noch essen können. Am Wochenende kriegen alle eine Tasse Tee mit einem selbst gebackenen Keks ans Bett. Ihr fragt euch, wieso das meine Lieblingstante ist? Solche Traditionen will ich auch.

1 Kommentar:

  1. ohhh....das hört sich alles so schön an...nehmt ihr auch feriengäste auf? ;)
    liebe grüße von der hessischen t. die grade vom arbeiten aus dem schönen hamburg zurückgekommen ist :)

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