Mittwoch, 7. April 2010

Die Venusfliegenfalle unter den Gastgebern

Morgen Abend kommen die Mädchen. Das heißt, um genau zu sein, wäre heute auch schon Mädchenabend gewesen, allerdings Mädchensportabend, und weil in letzter Minute noch eine Mail kam, nach der ich ein paar Texte schon heute Abend rausschicken muss, damit mein Kunde sie morgen früh lesen kann, und nicht erst morgen Nachmittag wie gedacht, werden die Mädchen ohne mich auf Matten stehen und versuchen, sich nicht im Spiegel dabei anzugucken, wie sie ihr Powerhouse anspannen (oder was auch immer man mit seinem Powerhouse macht). Jedenfalls, morgen Abend kommen sie, und während ich poste, gleichzeitig über die Texte nachdenke und den Hund hüte, kocht auf dem Herd die Bolognese, mit der ich sie morgen dafür entschädigen will, dass ich heute gekniffen habe. Und ich überlege mir, wie das alles werden soll im neuen Haus. Das Haus ist wirklich, wirklich weit draußen. Wenn ich jetzt das eine Mädchen besuche, dann geht das so: ich ziehe meine Jacke an, stecke den Schlüssel ein, steige aufs Fahrrad und bin zehn Minuten später bei ihr. In vier Wochen geht besuchen so: ich ziehe die Jacke an, laufe sieben Minuten zur Ubahn, warte vermutlich fünf Minuten, dass sie kommt, fahre dann 20 Minuten und laufe noch mal fünf Minuten zu ihr. Das ist nicht direkt eine Weltreise, aber anders ist es schon. Ich mache mir auch keine Sorgen, dass ich die Fahrt nicht oft genug schaffe. Wenn ich mir wieder einen Job in der Stadt suche, dann werden die Mädchenabende die Abende sein, an denen ich einfach ein bisschen länger am Rechner sitze und noch was fertig mache, und dann gehe ich erst zu einem der Mädchen und dann nach Hause in die Wildniss da draußen. (Ziehe ich vorher die Jacke an? Vermutlich schon!) Was mir Sorgen macht, ist vielmehr, ob die Mädchen sich oft genug aufraffen können, zu mir zu kommen. Wenn nicht, könnte ich es ihnen noch nicht mal verdenken, man zieht schließlich nicht in die Stadt, um sich dann 20 Minuten in die Dusselsubahn zu setzen. Und spät nachts das Gleiche noch mal. Um dafür zu sorgen, dass sie es trotzdem tun, gibt es nur einen Weg: ich muss in den nächsten Wochen daran arbeiten, die weltbeste Gastgeberin zu werden. Es soll ihnen so dermaßen gut gehen bei mir, dass sie vollkommen vergessen, dass später noch eine Ubahn auf sie wartet (wenn sie Glück haben) oder eine Nacht auf meiner Gästecouch. Ich muss einfach besser werden. Besser kochen, besser backen, besser aufräumen, ich muss mir CDs brennen und Playlists machen, damit die Musik die Mädchen einfach von den Sitzen reißt, ich muss Fluppen in den Lieblingssorten der Gäste parat haben, ich muss Lieblingsweine anbieten, ich muss das Frühstück des Jahrtausends anbieten, und Lili wird auch enorm busy sein in den nächsten Wochen, denn Lili muss die Tricks draufhaben, die die Herzen der Gäste zum Schmelzen bringen. Das sind doch Aufgaben! Und ausgerechnet jetzt soll ich arbeiten, Hallo?

2 Kommentare:

  1. Aber Schatz, du bist doch schon die weltbeste Gastgeberin! Also entspann dich!

    Deine N.

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  2. Das mit den Mädels und dem Aufraffen ist bei mir so gelaufen:
    Ich habe viel Zeit und Kilometer in sie investiert und bin das erste Jahr immer gen Heimat gefahren, um sie zu sehen und ihnen zu zeigen, dass es gar nicht so schlimm ist, "mal kurz rüberzukommen". Irgendwann haben sie sich dann erstmalig auf den Weg zu mir gemacht und jetzt besuchen sie mich alle regelmässig und erzählen dabei gern rum, dass sie ihre Freundin in Holland besuchen fahren.
    Manchmal klappt das sogar im Rudel mit dem Besuchen - wie gerade jetzt zu Ostern.

    Wenn ich das also auf 500 km schaffe, meine Mädels zu erziehen, bekommst Du das mit dem Stadtrand auf jeden Fall hin!

    Bei Deiner Erzählweise werden sie aber immer frischen Apfelkuchen, selbstgepflückte Blumensträusse und weiss gestrichene Gartenbänke erwarten - das sehe ich als die grössere Herausforderung. :)

    Die Schoko

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