Montag, 12. April 2010

90% schön, 10% anstrengend

Natürlich haben sie gefragt. Und ich weiß, wie zurückhaltend und vorsichtig sie sind, das heißt, das, was sie mich fragen, ist immer nur die Spitze des Eisbergs. Im Moment scheint ihr großes Thema "Behandlungen im Ausland" zu sein. Sie haben da jemanden in einer Talkshow sitzen sehen, der ist also so sagenhaft erfolgreich mit seiner Klinik... und sie haben da was gelesen... ich hab tief durchgeatmet und ihnen dann erklärt, dass das alles sein kann, dass aber Erfolgsquoten auf ganz unterschiedliche Arten zustande kommen. Manche Kliniken schicken alles weg, was ihnen zu alt oder zu krank ist, um sich ihre schöne Quote nicht zu vermasseln. Andere lassen länger brüten, und was dann noch da ist, hat bessere Aussichten. Und wieder andere... nein, ich bin dafür kein Experte, auch nicht annähernd, und ich versuche sogar, mich davon abzuhalten, zu viel darüber zu lesen und zu erfahren. Aber mein Hauptargument war: ich kann nicht auf den Druck, unter dem ich so schon stehe, noch den Druck packen, mich vier Wochen lang in der Tschechei oder sonstwo aufzuhalten, und dann klappt es am Ende vielleicht immer noch nicht. Ich hab einen Beruf, einen Mann, einen Hund, Freunde und jetzt auch noch ein Haus, die brauchen alle viel Zeit und viel Liebe. Ich will nicht Wochen in irgend einer Pension im Ausland verbringen, damit mir alle zwei Tage jemand Blut abnimmt. Ich will auch nicht Tage da verbringen. Ich will, dass es hier klappt. Wie bei genügend anderen Frauen auch. Und außerdem würde ich, wenn ich mir das aussuchen könnte, lieber nicht mit meinen Eltern darüber sprechen. Aber der Zug ist abgefahren, und jetzt ist es eben so. (Tun Frauen ohne solche Probleme das? Erzählen die ihrem Vater, wie oft sie letzten Monat im Bett waren und wann der Eisprung war, so dass er beruhigt sein kann, dass das schon noch was wird mit dem Enkel?) Ich kann noch nicht mal selbst sagen, wieso mich das so stresst. Sie selbst glauben offensichtlich, das ganz locker zu sehen, denn, wie meine Mutter bemerkte, sie haben ja noch zwei andere Chancen auf Enkelkinder. Räusper.

Gut. Aber nicht, dass ihr jetzt denkt, das wäre der Generationenworkshop "Kinderwunsch" gewesen. Nein nein, die meiste Zeit hatte ich Babyfrei. Wir haben den Schlüssel bekommen. Meine Eltern haben die Hütte inspiziert und waren teils begeistert, teils besorgt, wie das alles werden soll. Die Zone im Gehirn meines Vaters, die für Gartenarbeit zuständig ist, hat so geglüht, dass er vermutlich nachts im Dunkeln geleuchtet hat. Wir waren lecker essen, ich durfte nichts bezahlen, und meine Mutter hat mir ein fabelhaftes Sommerkleid und ein schönes neues Tuch zum Geburtstag gekauft, während mein Vater den Hund gehütet hat. Wir waren spazieren, haben auch über hundert andere Sachen geredet, und ich freu mich schon sehr drauf, wenn wir diesen Sommer mit L.s Mutter zu ihnen fahren und ich ein bisschen damit angeben kann, wie nett man es da haben kann.

1 Kommentar:

  1. hallo flora, du bist nicht allein mit solchen eltern und nein, die frauen ohne diese probleme sprechen nicht darüber,sicher nicht...wir haben irgendwann auch mit unseren eltern gesprochen, weil das ständige geflöte:ach ja es geht uns so gut,wir sind ja sooo glücklich,hab ich einfach nicht mehr ausgehalten oder aushalten wollen. seitdem meint meine mutter auch,dass so ganz plötzlich in allen zeitschriften,in allen fernsehprogrammen das kinderwunschthema mit all seinen verfahren,problemen usw thematisiert wird und erst seit wir was gesagt haben...also vorher/früher war das nicht so..nee? schon mal was von selektiver wahrnehmung gehört? o.k. vielleicht zuviel verlangt. mir ist schon kalr, dass sie sich irgendwie hilflos fühlen und das als eltern bestimmt schlimm ist,wenn man sein kind leiden sieht oder eben dass sich ein sehnlicher wunsch nicht erfüllt und man kann nix helfen (wobei bei uns allesamt,eltern,freunde,kollegen ganz ehrlich angaben,dass sie dachten wir wollen überhaupt gar keine kinder, es ginge uns ja auch so sehr gut, wir reisen durch die ganze welt, haben ein haus, tolle jobs, was brauchen wir da kinder?..übrigens alle die,die selbst welche haben, war sicher ein kleines bischen neid dabei??).also höre ich auch ständig,dass in österreich die zellen länger brügten dürfen,aber genau wie du,sage ich mir auch, dass unsere situation einfach auch nochmal sehr speziell udn individuell ist, da ist kein fall mit dem anderen vergleichbar und ich hab mich schon nach den op´s hier in dtschl. nur 2 tage krankschreiben lassen,damit ich nicht dauernd im büro erklärungen abgeben muss,wie soll ich da wochenlang im ausland sein können? häh? na klar,wenn man will geht alles,doch ich will nicht, aber als dann meine mutter noch philosophierte,dass sie ja -also wenn man dürfte- als leihmutter agieren könne,wenn sie nicht leider schon zu alt dafür wäre- da härte dann bei mir aber alles auf!
    keiner,keine, die nicht in einer solchen lage ist, wird uns verstehen können,woher auch?
    liebe grüße udn viel spaß im neuen haus
    C.

    AntwortenLöschen