Dienstag, 2. Februar 2010

Draußen schneit es, und ich denke ans Auftauen

Noch 20 kleine gelbe Pillchen, bis es wieder los geht. Und ich bin mir überhaupt nicht sicher. Es fängt schon damit an, dass ich dann erst mal nichts tragen darf, und der Hund muss, so lange wir sie irgendwie schleppen können, möglichst für jeden Ausgang die Treppen runter- und wieder raufgetragen werden, weil sie sich sonst einen Hüftschaden einfängt. Ihre Knochen sind einfach noch zu weich. Dann muss also L. das Hundetaxi machen, und das, falls der Test positiv sein sollte, vielleicht mehrere Wochen lang. Und dann weiß ich nicht, ob mein blöder Unterleib sofort wieder das Bluten anfängt, wenn erst mal die Pille weg ist, die das im Moment verhindert. Gestern Abend hatte ich so eine halbe Stunde, in der ich plötzlich aus dem Nichts richtig sauer war auf meinen Bauch. Es kam mir vor, als hätte er sich gegen mich verschworen. Was soll das, da gibt man so viel Geld aus und macht Wochenlang alles richtig, gibt sich Spritzen, unterzieht sich Vollnarkosen, nur um am Ende ein befruchtetes Ei im Bauch zu haben, und dann passiert sogar das Wunder, dass es sich einnistet und wächst, und mein Bauch hat scheinbar nichts besseres zu tun, als mir den ganzen schönen Plan zu verderben? Und wieso? Soll das witzig sein?
Die Phase war zum Glück nach dreißig Minuten vorbei. Aber trotzdem sehe ich dem nächsten Versuch mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits herrscht milde Aufbruchstimmung, weil es endlich wieder los geht. Und natürlich hoffe ich, aber ich hoffe auch ein bisschen paradox, nach dem Motto: jaja, ich rechne jetzt erst mal mit gar nichts, und genau deshalb wird es diesmal auch klappen. Andererseits denke ich auch: den Tiefkühlversuch jetzt noch abhaken, und dann auf zu neuen Ufern. Vielleicht zu einer neuen Klinik oder einer ausführlicheren Diagnoseschleife, was denn nun eigentlich schief läuft bei mir. Vielleicht ja auch doch noch ins Lager der Leute, die sich ernähren wie Anhänger einer merkwürdigen religiösen Sekte und sich auf jeden blöden Tee und jede Atemübung stürzen, alles, einfach alles, was helfen könnte.
Als ich vor ca. einem Jahr angefangen habe, mich auf den ersten Versuch einzurichten, war ich ganz entspannt. Aber ich war auch deshalb so entspannt, weil ich fest davon ausgegangen bin, es würde zwar nicht beim ersten und auch nicht beim zweiten Mal klappen, aber dann schon. Und ich weiß noch nicht, wie ich damit umgehen würde, wenn es irgendwann tatsächlich fünf, sechs, sieben Versuche gewesen wären und ich immer noch keinen Bauch vor mir herschieben könnte.
Hm. Hmmmm. Wir werden es herausfinden. Denn wenn ich jetzt mal ganz nüchtern nach draußen ins Schneegestöber gucke, habe ich plötzlich wirklich das deutliche Gefühl, auch die letzten beiden Schneeflöckchen werden nur vorübergehend zu Besuch in meinem Bauch sein.

2 Kommentare:

  1. Liebe Flora,

    diese Phasen des Selbstmitleids und Sauerseins kenne ich zu gut.
    Ich würde mich tendenziell als relativ entspannt betitel, zumindest was den bisherigen Weg des Kinderwunsches angeht. Aber dann schleichen sich doch hin & wieder die gemeinen Gedanken und Gefühle an...

    So wie jetzt, denn gerade war ich bei der KK und wollte mal eben unseren ICSI-Antrag genehmigen lassen. Ich dachte, das wäre mal wieder eine Sache von 5 Min. So wie das letzte Mal, als ich den IVF-Antrag absegnen lies. Denkste! Das muss jetzt vom obersten Medizinischen Dienst genehmigt werden und kann bis zu 4 Wochen dauern. Ja, und dann geht die ganze Chose nochmal bei der KK von meinen Mann los. Hervorragend, ich wollte eigentlich in 3 Wochen wieder loslegen. Was sollen denn all diese Steine im Weg? Wie kompliziert gehts denn noch?

    T'schuldige bitte, dass ich jetzt auch noch Deinen Blog als meinen Kummerkasten gebrauche. Aber die 1000 Gedanken und das ewige Planen und Warten können einen manchmal so unglaublich nerven.

    Und Flora, sei bitte zuversichtlich! Wenn es doch schon mal geklappt hat, dann stehen die Chancen wirklich gut! Du wirst schwanger werden und bleiben und Mutter werden! Ganz bestimmt!

    Lieben Gruß, A.

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  2. Liebe Flora,

    klar dass die Schnneeflöckchen nur vorübergehend bei dir wohnen - nach spätestens 42 Wochen müssen sie raus.
    Aber im Ernst, ich kann deine Zwiespältigkeit nachfühlen. Stehe - wenngleich anders - auch vor dem 3. Versuch und kann mir im Gegensatz zum 1.+ 2. Mal auch nicht so recht vorstellen, warum es diesmal gutgehen sollte. Vielleicht hilft es, sich zwischen 2 Versuchen mehr Zeit zu lassen, aber andererseits fühlt sich das an wie Zeit verlieren. Schließlich weiß man ja nicht beim wievielten Versuch es klappt.

    Wünsche dir so oder so alles Gute
    Elli

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