Freitag, 1. Januar 2010

Hundert, zehn und 2010

Ich bin nicht besonders anfällig für Neujahrsvorsätze, aber für Katervorsätze. Andere klagen über Kopfweh am Tag danach, mich packt immer der große Katzenjammer. Was hab ich nur getan? Hab ich was getan? Ein diffuses Gefühl großer Schande macht sich kurz nach dem Aufwachen in mir breit und verfliegt erst gegen Abend wieder. Und zwar unabhängig davon, ob ich mich ein bisschen danebenbenommen habe oder nicht. Ich fühle mich unwürdig, blöd, peinlich und im Ganzen hundeelend.

Diesmal fällt mein Katervorsatz aber mit dem neuen Jahr zusammen, deshalb braucht er wohl ein bisschen mehr Bombast als sonst. Und ich bin auf folgende Idee gekommen, wie im nächsten Jahr mein Alkoholkonsum geregelt sein wird:
Bis zum nächsten Silvester darf ich insgesamt hundert alkoholische Getränke zu mir nehmen. Egal, ob das nun hundert Doppelkorn, hundert Gläser Wein oder hundert Biere sind. Und egal, ob ich diese hundert Getränke sauber auf das Jahr verteile oder mich einmal im Monat nach Gutsherrenart dichtziehe. Die Vorteile liegen auf der Hand: ich trinke weniger und muss mich dabei konzentrieren, aber ich muss mir auch keine Vorwürfe machen, wenn wieder mal so ein Plöpp-Plöpp-Plöpp-Abend hinter mir liegt. Dann werden es eben nur ein paar Striche mehr auf der Liste und bedeutend weniger prickelnde Getränke in den nächsten Wochen. Das ist gut für die Figur, den Teint, die Fruchtbarkeit, die Laune, den Kopf und überhaupt.

Dieses Jahr wird nicht nur das Jahr der hundert Getränke, sondern auch das Jahr der zehn Zigaretten. Diese zehn Zigaretten muss ich mir schon besser einteilen. Ich könnte z.B. fünf an meinem Geburtstag rauchen und fünf an Silvester. Auf diese Art weiß ich, dass im Notfall, im alleräußersten Notfall die Aussicht auf ein Flüppchen besteht. Aber eben nur im Notfall. Bus verpasst oder Regenwetter zählen nicht als Notfall. Und wenn doch, dann ist eben im echten Notfall keine Fluppe mehr übrig. Meine Mädchen werden das hier lesen und die Augen rollen. Nicht schon wieder, und dann geht das Gequengel los! Liebe Mädchen, ich verstehe gut, dass ihr die Augen rollt, aber wir wollen mal sehen, wie weit ich diesmal komme. Und L. und seine Nerven wollen wir mit all dem gar nicht erst belasten. Wenn er mich fragt, was denn der kleine Bilderrahmen mit der Strichliste neben meinem Bett macht, dann werde ich rätselhaft lächeln und schweigen.

Es wird euch freuen zu hören, dass ich heute bisher null Getränke und null Zigaretten zu mir genommen habe.

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