Samstag, 2. Januar 2010

Fröhlich sein ohne Alkohol

Liebe Abkürzungsbande! Nach einem Tag, der ohne Alkohol oder Zigaretten vollkommen problemlos über die Bühne ging (gut, die arme Wurst möchte ich sehen, die den ersten Januar nicht ohne hartes Getränk übersteht) und einem sehr selbstzufriedenen Blick auf den immer noch weißen, weil strichlosen Rahmen auf meinem Nachttisch beim Aufwachen, möchte ich das noch mal kurz erläutern, was das alles überhaupt soll.

Ich habe immer feste dran geglaubt, dass Normalität besonders für uns wichtig ist - für Leute, in deren Leben gerade scheinbar so wenig so läuft wie bei "allen anderen". Dass "alle anderen" längst nicht "alle anderen" sind, dass die Frage noch zu klären wäre, welche Lebensform eigentlich normal ist, und dass das alles halb so wild ist, wenn man versucht, nicht schon beim Betreten der Kinderwunschklinik in Schnappatmung zu verfallen - das wissen wir alle, und das muss ich vermutlich gar nicht erst hinschreiben. Trotzdem lässt sich das nicht wegentspannen und wegalbern, dass wir jetzt ein Leben führen, bei dem wir uns Spritzen in den Bauch jagen und uns von allen Seiten die bescheuertsten Ratschläge anhören müssen, und das Schlimmste ist, mitten in der Nacht kommen wir sogar allen Ernstes ins Grübeln, ob nicht doch was dran ist an dieser Sache mit dem Leitungswasser. (Wieso eigentlich "wir"? Zuerst mal ich. Vielleicht seid ihr ja auch alle viel gefestigter und vernünftiger als ich.)

Jedenfalls, Normalität. Und zur Normalität hat für mich immer auch gehört, mein Leben, so wie ich es kenne und wie es mir Spaß macht, zu verteidigen. Und zu meinem Leben hat es immer auch gehört, bei Bedarf zu rauchen, zu trinken und zu essen, was immer mir einfällt, und wenn es ein Kilo fettige, gegrillte Spareribs sind, dann sind es ein Kilo fettige, gegrillte Spareribs.

Und jetzt das. 100 Getränke, das ist ziemlich wenig. Das ist sogar noch weniger, als die WHO Frauen in meinem Alter erlaubt, und die WHO, das wissen wir, ist nicht berühmt für ihren Rock'n'Roll-Lebensstil.

Bevor jetzt eine denkt, ich wäre in das andere Lager übergelaufen, das Lager, in dem Leitungswasser und Kupfertöpfe verboten sind und Beziehungen vor allem aus liebevollen Nackenmassagen und gemeinsamen Spaziergängen in Funktionskleidung bestehen, muss ich euch sagen: ich tue das nicht (oder längst nicht nur), weil ich glaube, das verbessert meine Chancen, doch noch schwanger zu werden. Ich habe nur in der Weihnachtszeit mal grob überschlagen, wie viel ich wohl im letzten Jahr getrunken habe. Und dabei entstand in meinem Kopf ein Bild, wie man sie von früher aus dem Biobuch kennt: die deutsche Familie vor einem Tisch, auf dem alle Lebensmittel aufgebaut sind, die sie innerhalb eines Jahres verzehrt hat. Der Tisch in meinem Kopf bog sich unter den Cremant- und Rotweinflaschen, im Bildhintergrund stapelten sich Paletten mit Bierkisten, und ich stand bis an die Knie in Kronkorken. Egal, ob Kinderwunsch oder nicht, letztes Jahr war es zu viel. Das will ich nicht mehr. Ich sehe das 100-Getränke-Jahr vor allem als sportliche Herausforderung. Denkt nicht an schwäbelnde Protestanten, die alle bitten, ihren Rauch in eine andere Richtung zu blasen, denkt an Straight Edge-Punks oder zum Beispiel an Farin Urlaub, der ja angeblich auch seit 20 Jahren keinen Alkohol trinkt! Gar keinen! Nicht mal am Geburtstag, nicht mal bei Liebeskummer, nicht mal, wenn jemand französische Musik auflegt!
Noch 364 Tage. Und noch 100 Getränke.

3 Kommentare:

  1. Farin Urlaub trinkt schon sein ganzes Leben ( 46 Jahre )keinen Alkohol ;) ... Außer ein mal einen Schluck Champagner, weil er ne Wette verloren hat ^^

    Und warum ist das so unglaubwürdig ? Er hat auch so ein wunderbares Leben und interessiert sich nunmal nicht für sowas ... ;)

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  2. "Farin Urlaub trinkt schon sein ganzes Leben (46) Jahre..."

    Naja, die ersten 10 davon sollten ja wohl auch nicht sonderlich schwer gefallen sein ;))

    Und warum das Unglaubwürdig ist? In Echt jetzt? ;) Woher will er denn sonst wissen, dass es ihm nicht schmeckt? ;)

    Die Idee mit den 100 Getränken find ich gut. Echt. So etwas in der Art hatte ich mir auch vorgenommen - nur ein bisschen anders ;)

    Lieben Jruß,
    datt Kleen

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  3. Hihi, .. Nackenmassagen und Spaziergänge in Funktionskleidung - ich wusste bisher gar nicht, was ich noch so alles nicht will. Das jedenfalls nicht, da hast Du vollkommen Recht.
    Ach ja- gutes neues Jahr, auf dass es ein 'fettes' Jahr wird!

    Gruß, Jo

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