Samstag, 5. Dezember 2009

Machts gut, Blümchen

Ist ja sowieso nicht so die Jahreszeit für Blümchen.

Ach je. Und ich kann noch nicht mal sagen, ich wäre nicht gewarnt gewesen. Eigentlich kenne ich das ja schon. Und eigentlich weiß ich das ja schon seit letztem Sonntag. (Und ich will auch euch andere Abkürzungsmädchen da draußen gar nicht warnen. Ich fände es schade, wenn das hier eine liest und sich vielleicht demnächst, wenn der Test positiv ist, gar nicht richtig freuen kann, weil sie denkt, das geht ja am Ende doch schief. Das wäre schrecklich! Nein, denkt das nicht, ich glaube nämlich, das ist vor allem bei mir so. Wieso, das werden wir hoffentlich demnächst mal rausfinden. Und mit ganz viel Glück kann man sogar etwas dagegen machen.)

Da ist ein kleiner Teil von mir, der sagt sich: jetzt gehe ich am Dienstag zu diesem zweiten Gespräch mit dem Silberrücken und hole mir den Job. Und dann vergehen noch ein paar Tage, die sind eher nicht so funkelnd, aber wer hat schon immer funkelnde Tage? Dann gehe ich wieder arbeiten, und nachdem ich deutlich merke, wie gut mir die letzten zwei Tage getan haben, an denen ich zu tun hatte und ordentlich gepampert wurde mit Lob und Anerkennung, weiß ich, dass das gut sein wird. Ich muss dann acht neue Kunden und achtzig neue Leute kennen lernen, und ich stehe morgens um acht fluchend auf und komme nachts um elf fluchend nach Hause, und dabei werde ich mich pudelwohl fühlen. Und dann irgendwann - vielleicht in der alten Klinik, vielleicht in einer neuen - starten wir den nächsten Versuch. Dieser kleine Teil denkt sich, das war vermutlich besser so. Und zwar nicht nur deshalb, weil eine Schwangerschaft, bei der gleich am ersten Tag nach dem Test Blut fließt, unter keinem guten Stern steht. Sondern auch sonst. Denn ich kenne mich und weiß, ich hätte vielleicht nichts gesagt, aber ich hätte gelitten wie ein Hund, da jeden Tag hinzugehen und genau zu wissen, dass demnächst das Gespräch mit den Bossen ansteht, und dass es gut sein kann, gerecht oder ungerecht, dass danach eine Tür zugeht, die besser offen bleiben sollte. "Kinder oder Karriere", haha. Ich hasse das Thema, aber trotzdem kann es einen auch ziemlich mies erwischen, ohne dass man auch nur die leiseste Aussicht auf Kinder hat. Dieser Teil denkt sich außerdem, es könnte schlimmer sein. Und zwar gewaltig viel schlimmer.

Und dann ist da ein etwas größerer Teil, der nicht nur traurig ist, sondern auch ein bisschen sauer. Mir wird gerade klar, dass ich wohl heimlich gedacht habe, wenn ich mich nur zusammenreiße, nicht in Selbstmitleid versinke, nicht zu viel fürchte und nicht zu viel hoffe, dann gibt es dafür so etwas wie ein Sternchen unter meine Karma-Bilanz, und die Prämie dafür ist eine gute Schwangerschaft. "Schwanger, ich???" Wie ein Oscar-Gewinner, der so tut, als würde ihn das jetzt völlig überrumpeln und kalt erwischen, und der dann sogar so tut, als müsste er seine seit Wochen einstudierte Dankesrede jetzt schnell improvisieren. Jetzt stellt sich heraus, es gibt keine Karma-Sternchen. Das einzige, was es dafür gibt, ist, dass ich es selbst noch mit mir aushalte, was natürlich auch nicht schlecht ist. "Wo bleibt meine Belohnung?" Deine Belohnung, Schatz, ist in Abrahams Wurstkessel.

Ich setze eine Flasche Brause und eine Schachtel Fluppen darauf, dass der erste Teil zwar gerade noch ein bisschen durchhängt, aber trotzdem das Spiel gewinnt. Gefälligst.

(Übrigens fühle ich mich ein bisschen albern dabei, diese niemals richtig vorhandene Schwangerschaft und ihr mitteljähes Ende mit dem Label "Fehlgeburt" zu bezeichnen, will jetzt aber kein neues Label eigens für diesen Zweck einführen, weil ich das dumpfe Gefühl habe, das würde Unglück bringen.)

Blümchen, keine Ahnung, wieso ich euch das jetzt erzähle. Ihr wart ja ziemlich klein, mit eurem Lesevermögen wird es noch nicht weit her gewesen sein. Überhaupt hatte ich ja diesmal nur ca. 24 Stunden, mich an eure Anwesenheit zu gewöhnen, so richtig ans Herz gewachsen seid ihr mir zum Glück noch nicht, und die Konversation mit euch ist ein bisschen klamm, so wie mit Leuten, neben denen man auf einer Party zufällig landet. "Und was macht ihr so?" Das wäre im Moment eine extrem blöde Frage an euch. Ich hatte das Gefühl, ich sollte euch einen Abschiedspost widmen. Eine Schultüte werde ich für euch ja nicht kaufen. Gefällt er euch, der Abschiedspost?
Nein? Mir auch nicht.

2 Kommentare:

  1. Ach liebe Flora,
    es tut mir echt so leid für dich! Aber auch wenne s kein schöner Abschiedspost an deine Blümchen ist, so finde ich ihn trotzdem toll! Ich wünsche dir am heutigen Nikolaustag, daß du ganz viel Kraft und Zuversicht hast und bekommst für die nächste Zeit. Und daß es irgndwann einmal anstatt einem Abschiedspost einen Willkommenspost für ein oder zwei süße Kinderlein geben wird :-)

    oenskedroem

    AntwortenLöschen
  2. :-(
    ach, sprachlos.
    Ich denk an Dich, herzlich Wilma

    AntwortenLöschen