Freitag, 6. November 2009

Eine Kluft zieht sich durch diese Wohnung.

Im Schlafzimmer liegt L., der gerade mit sexy Kneipenstimme geknurrt hat, dass er vorerst keinen Capuccino will, nein Danke. Und hier sitze ich, nüchtern wie ein Apfel, mit meiner Tasse grünem Tee. Gestern Abend saß ich zwar mit Freunden auf der Couch (geb ich es zu? Na gut. Wir haben Popstars geguckt. Und wenn euch das nun zu prollig ist, dann guckt doch mal, ob nicht Giovanni di Lorenzo auch einen Blog schreibt, da gäbe es sicher weniger Anlass zum Nase rümpfen. Pfüh!), aber getrunken habe ich wie ein Spatz. Denn ich hatte zuhause schon über den Hunger gegessen, und das erste, was ich sehe, als wir da ankommen, sind drei Bleche Pizza. Und das letzte, was ich übers Herz brächte, wäre, jemanden zu enttäuschen, der für mich kocht. Ich überfresse mich gerne mal, aber das gestern war so schlimm, dass noch nicht mal mehr das kleinste Schlückchen Prosecco dazwischenpasste.

Männer sind schon fein raus, wenn es in die Befruchtungsmaschinerie geht. Und das sogar, wenn sie selbst die Ursache für den ganzen Ärger sind (was bei L. nicht der Fall ist, der kann überhaupt nichts dafür, und allein dafür, dass er das selbst noch nie auch nur in einem Nebensatz erwähnt hat, gönne ich ihm jede noch so lustige Kneipentour von Herzen.)
Dazu kommt auch noch, dass ich manchmal das Gefühl habe, Männer haben eine günstigere Mentalität. Die hilft ihnen dabei, bei jeder noch so wilden Fahrt immer zu wissen, wo oben und wo unten ist. L. zum Beispiel hat für die geliehene Befruchtungsbuchsammlung nichts weiter als Hohn und Spott übrig. Für ihn ist das irgendwelcher Kram, der in der Wohnung rumfliegt und im Weg ist. Er käme nicht im Traum darauf, eins der Bücher tatsächlich in die Hand zu nehmen und zu lesen. Und deshalb bleiben ihm meine Hirnfürze erspart, wenn ich auf Warnungen vor Alufolie stoße. Seine Einstellung zu unseren Erfolgschancen ist so ungefähr "Das wird schon klappen, wenn auch nicht so schnell, wie wir hoffen. Eine ziemliche Menge Glück gehört dazu, wenn wir das nicht haben, dann nützt uns auch die Alufolie nichts. Und wenn es nicht klappt, dann lassen wir uns etwas anderes einfallen."

Kann man aus dieser Lässigkeit bitte Pillen pressen? Ich würde sie kaufen und schlucken.

2 Kommentare:

  1. liebe fffff,
    O. ist genauso wie L.
    ich glaube, der wird sich nicht mal mehr die einverständniserklärung zur icsi durchlesen. den entscheidenden kugelschreiberkringel an der stelle, wo man die zahl der zu übertragenden embryos (2 oder 3) einträgt, hat er sich ja schon kurz erklären lassen. noch was?
    wie machen unsere jungs das nur?
    liebe grüsse zurück aus amiland,
    sssssss

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  2. Ach ja, mein M. ist genauso :-) liebenswert und beneidenswert diese Gabe! Und M. denkt sogar immer noch so und gibt die Hoffnung nicht fran, obwohl das Thema IVF bei uns ja nun rum ist! In seiner Welt kann es sogar den spontanen Glückstreffer noch geben..
    oenskedroem

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