Dienstag, 24. November 2009

Billi

Vielleicht erinnert ihr euch, dass ich vor einer Weile hier überlegt habe, ob wir uns nicht einen Hund kaufen sollten. Nicht als Ersatzbaby oder als Ersatzirgendwas, sondern einfach so. Es erscheint mir für uns fast natürlicher und selbstverständlicher, einen Hund zu haben, als keinen zu haben. Ich liebe Hunde, L. liebt Hunde, so viel Zeit wie im Moment hatten wir noch nie, die Tierheime platzen aus allen Nähten. In eins davon sind wir gefahren. L. hat mich schon beim Aussteigen aus dem Auto gewarnt, dass das jetzt vielleicht ziemlich schlimm werden würde. War es auch für viele Hunde. Einerseits hätte ich gerne alle mitgenommen, den alten Jochen mit seinen trüben Augen, Kampfhundmischling Freya (hat die Nazis oder Wagnerfans gehört? Ich fürchte, ich fürchte...) die ja auch nichts dafür kann, und die vielen, vielen Schäferhundmischlinge, die es da noch viel häufiger gibt als Kampfhunde. Es gab sogar einen Dalmatiner, der aber scheinbar einen gewaltigen Rappel hatte. Und dann gab es Billi. Billi ist so ein kleiner wuscheliger Hund, ein bisschen so wie das Köterchen aus der Cäsar-Werbung, nur größer. Billi hat trotz seines niedlichen Äußeren seine Vorbesitzer massakriert, und das war dann das Ticket ins Tierheim. Jetzt sitze ich hier mit meinem Karo Kaffee und habe eine kleine Diashow im Kopf: klick - Billi friedlich zusammengerollt am Fußende meines Bettes, im Schlaf knurrt er ein bisschen mit seiner Hundepiepsstimme. klick - Billi, der meine lieben Gäste in einer Ecke der Küche zusammengetrieben hat und in Schach hält. klick - Billi in der Hundeschule, wer hätte gedacht, dass unter diesem Wuschelpelz eine Art Komissar Rex steckt? klick - Billi macht Hack aus unserem Baby.
Mal davon abgesehen, dass er beißt ("womit denn?" hat L. zu Recht gefragt), ist das eigentlich überhaupt nicht meine Sorte Hund. Meine Sorte Hund ist groß, damit fängt es schon mal an. Meine Sorte Hund hat eine tiefe, melodiöse Stimme, lässt sich kräftig auf den Rücken klopfen und hat ein kluges Gesicht. Meine Sorte Hund ist kein Hündchen mit Aufmerksamkeitsstörung, und sie ist mehr als nur niedlich. Aber irgendwie -

Naja. Wir werden sehen. Heute geht es ins zweite Tierheim, und Billi wird übermorgen vermutlich auch noch zwischen seinen traurigen Kumpels sitzen und auf uns warten. (Bildet euch nicht ein, dass das Tier an uns denkt. Wir waren zwar fast eine Stunde mit ihm draußen spielen, aber ich stelle mir angesichts seines putzigen kleinen Gesichts vor, dass über seinem Kopf eine Denkblase mit einem großen Gummihamburger mit Quietscheffekt schwebt. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.)

Und meine Tage habe ich auch noch nicht.

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