Samstag, 24. Oktober 2009

Neulich, irgendwo auf der Landstraße

Ich sitze mit meinem Vater im Auto, und fabelhaft netter und uneigennütziger Mensch, der er ist, fährt er mich schnell die 30 Kilometer lange Strecke zu meinem alten Freund, damit wir nach einem kurzen Intermezzo bei meinen Eltern wandern gehen können. Ich sitze neben ihm, der Regen klatscht auf die Windschutzscheibe, und ich fühle mich wunderbar behaglich: das Schnitzel von gestern Abend hält nach unruhiger Nacht endlich den Rand, gleich fängt mein Urlaub an, das war nett bei den beiden, und bald sehen wir uns schon alle wieder, wenn meine Mutter ihren Geburtstag ganz groß feiert. Dann räuspert sich mein Vater, was immer die Ankündigung dafür ist, dass es mit der Gemütlichkeit gleich vorbei sein wird. Und da kommt es auch schon:
"Ihr werdet das aber schon weiter probieren. Oder?"
Wieso weiß ich sofort, was er meint? Nämlich die Befruchtungsversuche, und nicht etwa den perfekten Zimtstern zu backen, endlich einen Badeanzug zu finden, in dem ich aussehe wie Größe 36, oder die Suche nach dem Bernsteinzimmer?
"Ja, schon. Ich weiß natürlich nicht, wie es mir in zwei Jahren geht, aber im Moment hab ich das Gefühl, wir machen weiter, bis es endlich klappt."
"Gut. Und sonst besorgt ihr euch eben eine Leihmutter."
Äh... ja. Dann reich mir mal die gelben Seiten rüber. Das ist vielleicht nicht der richtige Moment für eine Ringvorlesung zum Thema...
"Auf jeden Fall keine Adoption."
Oder vielleicht ist das doch der richtige Moment?
"Papa, das mit den Leihmüttern ist bei uns verboten. Dazu müssten wir ins Ausland ziehen. Und auch da wäre es nicht so einfach, wie du jetzt vielleicht..."
"Adoptierte Kinder sind eben keine eigenen. Das ist nicht das Gleiche."
"Wie meinst du jetzt..."
"Kinder machen Ärger. Immer. Und wenn es die eigenen sind, dann denkst du dir: das sind eben meine Kinder, also meine Gene, da bin ich selbst mit dran Schuld. Aber wenn es nicht die eigenen sind, dann nimmst du es ihnen übel. Das ist nicht gut. Lieber eine Leihmutter."

Es sind Momente wie diese, in denen ich mich frage, ob ich nicht doch lieber die Klappe gehalten hätte. Zum Glück sind sie nicht allzu häufig, und zum Glück gehen sie schnell vorbei, und zum Glück weiß ich: das ist alles in Wirklichkeit, also in seinem Kopf, längst nicht so schlimm, wie es sich hier liest. Der Gute. Aber... ächz. Falls ihr versteht, was ich meine.

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