Mittwoch, 30. September 2009

Sechs Wochen danach

Vor sechs Wochen hatte ich den Termin bei der Ärztin, bei dem sie festgestellt hat, dass da von Würmchen keine Rede mehr sein kann. Und wenn ich damals einen Tipp hätte abgeben sollen, wie schnell ich das aus dem System habe, dann weiß ich gar nicht, was ich geantwortet hätte. Heute stelle ich fest, das ist schon alles so unfassbar weit weg, dass ich kaum noch weiß, wie sich das angefühlt hat - schwanger sein. Verrückt. Mit einem verschwommenen Ultraschall auf dem Nachttisch, mit Zupfmassagen und ohne rohen Fisch. Ich fühle mich so unfassbar normal, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass es demnächst wieder losgehen soll. Genauer gesagt bin ich jetzt vom nächsten Versuch genau so weit entfernt wie von der Fehlgeburt.

Nach dem vorletzten Versuch hatte ich mir eine Liste gemacht mit Sachen, die ich unbedingt geschafft haben wollte bis zum nächsten Versuch. Lauter Dinge mit Essens- oder Sportbezug oder auch vollkommen sinnloser Blödsinn, an dem mir sonst gar nicht so viel gelegen wäre, aber der mir fehlen könnte, wenn der Arzt ihn plötzlich verbietet, weil was unterwegs sein könnte.
Diesmal fällt mir so eine Liste ein bisschen schwerer. Ich weiß nicht so genau, warum. Vielleicht liegt es ja daran, dass diesmal die Erfolgswahrscheinlichkeit von vornherein so viel niedriger ist mit den Myomen an Bord und einem Wurm aus dem Froster. Vielleicht liegt es auch daran, dass mir diesmal viel weniger Hormonstress bevorsteht, ich werde einfach nur den richtigen Zeitpunkt abwarten, dann die eine Pille gegen die andere vertauschen und 14 Tage später in der Klinik die Beine breit machen.
Das hört sich fast an wie etwas, was man nebenbei macht - ohne viel Tamtam und ohne großen Abschied von all den Dingen, die mir außer Kindern sonst noch so wichtig sind.
Vielleicht liegt es auch daran, dass wir uns nun Zyklus Nr.3 nähern, und ich werde vermutlich ja nicht bis zum 12. Zyklus immer noch jedes Mal feierlich meine letzte Achterbahnfahrt feiern. Da kommen sonst Assoziationen zu Howard Carpendales 80 Abschiedstourneen auf.
Oder es liegt daran, dass ich gerade einiges andere auf der Uhr habe. Ein neuer Job muss her, und zwar am liebsten vor einem neuen Prilblümchen. Und dann ist da immer noch das fabelhafte Geheimnis, das gerade auch deutlich mehr Hirnschmalz verbraucht als der Gedanke an die nächste Desperado-Mahlzeit.

Aber FALLS, also falls ich eine Liste machen sollte, dann stünden darauf für die nächsten sechs Wochen z.B. folgende Dinge:

Sauna, Sauna, Sauna (sobald die Bluterei aufhört) - mehrere ganze, lange Tage, am liebsten Wochentage, wenn nichts los ist, in meiner Lieblingssauna, mit frisch duftendem Bademantel und Lieblingsbüchern in drei Decken eingemummelt auf dem Balkon, und wenn ich dann noch einen Wunsch äußern dürfte, dann darf dazu gerne der erste Schnee des Jahres fallen.

Ein Wochenende mit den Mädchen in einem Haus mit Kamin, draußen Schietwetter, und ich darf sie alle bis zum Kragen vollstopfen mit meinem selbstgekochten Essen.
Wahlweise das gleiche Wochenende mit L., aber der sträubt sich gerne gegen das Essen, müsste ich mir also was anderes einfallen lassen, was ihm mehr Freude macht. Warte mal.... nee, ich komm nicht drauf.

Ein Gewaltmarsch mit meinem ältesten Freund durch den Herbstwald in einem süddeutschen Mittelgebirge. Und Abends in einem Gasthaus sitzen und Rehgulasch oder sowas essen.

Noch ein mal in meine Discojeans passen und sie angemessen ausführen. (Gut, das verträgt sich vielleicht nicht mit diesen ganzen Rehgulasch-Plänen.)

Ihr seht also, das klingt nicht nach einer "Wenn du noch vier Monate zu Leben hättest"-Ausflipp-Liste. Alles ziemlich gesetzte, sogar vernünftige Wünsche, bis auf die Discojeans. (Ihr kennt sie nicht. Wäre ich ein Mann, würde sie ungeahnten Schaden anrichten, so dass danach eine teure Kinderwunsch-Behandlung nötig wäre - nicht auszudenken!)
Was diesmal allerdings deutlich ausgeprägter ist als letztes Mal, ist der Nestbautrieb. Ich hab im Moment einen unfassbaren Drang, mein Leben in Ordnung zu bringen, meinen hormonverkrusteten Körper irgendwie grundzureinigen, die Bude hübsch zu machen, meine Pullover auf Kante zu legen, den Kräutergarten in Schuss zu bringen, gute von schlechten CDs zu trennen, Fotos einzukleben und Vanillezucker anzusetzen.

A propos hormonverkrusteten Körper grundreinigen: hat eine von euch Erfahrung mit Fasten zwischen den Versuchen? Und kennt einen Arzt in Hamburg, der sich damit wirklich gut auskennt?

3 Kommentare:

  1. Liebe Flora, fasten zwischen den Hormonzyklen ist auf jeden Fall gut, um die Hormone vollständig aus dem Körper zu bekommen. Ich kann Dir zwar nicht sagen, wo das steht, aber ich habe schon viel darüber gehört. Also das es gut ist. Ich habe das auch schon zweimal gemacht. Es reicht aber wenn Du einen ganzen, maximal 2 Tage nichts isst. Ich habe da immer nur Tee, Wasser und Fleischbrühe (alternativ Gemüsebrühe) getrunken. Bis zu 2 Tage fasten brauchst Du keinen Arzt dazu. Das macht der Körper locker mit. Wenn Du länger fasten willst, dann würde ich aber schon einen Arzt befragen. Kann Dir keinen aus Hamburg sagen, ich wohne in Berlin. Bei Deinen Mädchen :-) Gruß, Marla

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  2. kleine f.,

    täusch ich mich, oder hattest du mal geschworen, NIE wieder zu fasten, weil dir das damit so schlecht erging??? nicht, dass das fasten jetzt deine neue rauchentwöhnung wird?! mein ja nur...
    liebe grüße, deine b.

    p.s.: marla, liebe grüße dann nach vielleicht ja sogar nebenan!

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  3. Jajajajajajajaaaaa. Jahaaa. Hast ja Recht. Aber man wird ja noch träumen dürfen.

    Wenn ich die Mädchen nicht hätte, die meine Fusselhirnexzesse ein bisschen kontrollieren. Natürlich immer mit viel Liebe. Ich kann euch sagen.

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