Freitag, 7. August 2009

Die große Mayonnaise-Challenge

Es gibt ja diese Legende von Alkoholikern, die unter Entzug in ihrer Not Nagellackentferner oder Brennspiritus trinken. Die armen Hasen, wie ich sie verstehen kann! Alkohol ist gerade nicht mein Problem, aber der Entzug von einigen meiner Lieblingslebensmittel ist hart. Gestern war ich in einem englischen Laden in der Nähe, um meine Vorräte an Malzessig (großartig über Fritten) und Twiglets (Wer sie nicht kennt, hat was verpasst: solche kleinen knorrigen Stäbchen, die auf eine nicht zu beschreibende Weise nach angebranntem Käse schmecken) aufzustocken, und was sehe ich? Eine Tube Hellman's leichte Mayonnaise mit pasteurisiertem Ei! Leicht war mir egal, Mayonnaise soll nicht leicht sein, aber pasteurisiertes Ei klang nach einer guten Nachricht, denn mein Mayonnaise-Entzug ist manchmal so schlimm, dass ich nachts schwitzend aufwache und denke, die Sehnsucht war so groß, dass ich aus Versehen Mayonnaise gegessen und es sofort wieder vergessen habe. So schlimm.

Was soll ich sagen, es war genau, wie jeder vernünftige Mensch es sich vorher gedacht hätte. Diese blasse Schmiere war ein Witz und verhält sich zu echter Mayonnaise so wie Nagellackentferner zu einem Glas eisgekühltem Rosé. Das chemischste Lebensmittel, das ich seit langer Zeit gegessen habe, und ich esse gerne z.B. diese bunten Schnüre oder Jelly Beans. Gerade weil ich Mayonnaise so liebe, ist dieser Ersatzkleister so fürchterlich.

Manchmal hilft es ja in solchen Fällen, wenn man aufhört, das Ersatzprodukt mit dem Original zu vergleichen, und es bekommt auf einmal eine ganz eigene Berechtigung. So funktioniert z.B. Karo Kaffee, der zwar mit Kaffee nichts zu tun hat, aber manchmal nicht schlecht ist. Oder dieser harte Parmesan, der in den Miracoli-Packungen schon dabei ist und überhaupt nichts mit Parmesan gemeinsam hat, aber trotzdem auf eine ganz eigene Art schmeckt.
Aber hier: nichts zu machen.
Es ist so traurig.

Futsch ist futsch, und es gibt bisher keinen Weg, das Mayonnaiseverbot zu umgehen, es sei denn, ich finde heraus, wie ich zuhause rohe Eier pasteurisieren kann. Oder hat jemand von einer guten ungefährlichen Mayo gehört?

Wer auch immer mir den zielführenden Tipp gibt zu einer pasteurisierten Mayonnaise, die ich nicht nur essen darf, sondern auch essen will, darf sich freuen: als Preis winken meine ersten sechs Bände Dolly! OK, aus vermutlich vierter Hand, aber gut in Schuss!

1 Kommentar:

  1. Liebste Flora,

    ich freu mich so, dass ich Deinen herrlichen Blog gefunden habe. :-)
    Als ICSI-geplagtes Wesen saugt man ja eh jede Kinderwunsch-Zeile in sich auf, aber Deine machen auch noch Spaß.

    Zu Deiner Mayo-Frage:
    Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass die ganzen Industrie-Mayos ein Problem sein sollten und auch Tante Google meint das.
    Eine seriös klingende Antwort habe ich zum Beispiel hier gefunden:

    http://www.was-wir-essen.de/forum/index.php/forum/showExpMessage/id/9833/searchstring/

    Zu Ihrer 2. Frage: Mayonnaise

    Industriell hergestellte Mayonnaise ist auf jeden Fall erhitzt und Sie können sie auch während der Schwangerschaft genießen. Falls die Mayonnaise keine Konservierungsstoffe enthält (das steht in der Zutatenliste auf der Verpackung), sollten Sie ein angebrochenes Glas möglichst innerhalb weniger Tage aufbrauchen. Bei Mayonnaise in Tuben passieren Übertragungen meist nicht so leicht und Sie können sie etwas länger aufbewahren.

    Also, das ist zwar bestimmt seeehr sehr schlecht für Dein Umwelt-Karma, aber zur Not musst Du halt jedes mal eine neue Packung aufmachen.
    Immer noch besser als kompletter Mayo-Entzug oda? ;-)

    Guten Appetit wünscht
    Frau Hoppenstedt

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