Montag, 10. August 2009

Blutend und verflucht

Kaum hat man mal ein bisschen Spaß, schon kommt ZACK die Schwangerschaft dazwischen. Gestern habe ich noch friedlich meine Bahnen im Zockeltempo gezogen, dazu in die Bäume rund ums Becken geschaut und mich von Schmetterlingen überholen lassen, es war fast wie eine Meditation. Und hinterher habe ich mich so wohl gefühlt und dachte, wie schön, das mache ich jetzt jeden Tag, und dann bin ich am Ende nach dieser Schwangerschaft knackiger und erholter als vorher? (Und ich war nie gut im Schwimmen. Laufen ja, schwimmen nein. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie stolz ich gestern auf mich war. Und so schön müde.)
Und nun habe ich heute früh schon wieder Blut in der Hose. Altes Blut. Da ist es wieder, das eklige Wort. Langsam bin ich genervt. Heute war außerdem der Tag, an dem ich es endlich hinkriegen muss, unter all diesen Scheußlichkeiten meine Brautschuhe zu finden. Kein anderer Tag diese Woche kommt in Frage. Und nächste Woche schon gar nicht. Und nun verbietet sich schon wieder jede Rennerei von Laden zu Laden. Oh Mann.

Vielleicht ist da draußen ja eine, der jetzt seit sechs Wochen jeden Tag schlecht ist. Ich habe einen Vorschlag: wollen wir tauschen? Nur für heute? Ich schwanke in grün 12 Stunden lang durch die Straßen, und Du machst Dir einen ruhigen, wenn auch von Übelkeit vollkommen unbeschwerten Tag? Schnupperst nach Herzenslust an Fischbrötchen und deinem alten Lieblingsshampoo, sprühst dich mit Parfum ein und bummelst im Schneckentempo an der Fleischtheke vorbei? Und morgen ist wieder alles wie vorher?

Ich will nicht in diesen grässlichen Satin-Dingern heiraten. Es ist ein bisschen wie DDR, als hätte der Staat angeordnet, dass dieses Jahr zwei Brautschuhmodelle für die Genossinnen zur Verfügung gestellt werden: Modell Jacqueline und Modell Priscilla. Wieso soll ich ausgerechnet zur Hochzeit die miesesten Schuhe meines Lebens tragen? Und dann kommt noch dazu, dass diese Damen in den Brautmodeläden eine unfassbare Art haben, deinen Geschmack beiseite zu schieben. Das läuft dann so:

Ich: Guten Tag. Ich bin auf der Suche nach Brautschuhen. Am liebsten vorne nicht spitz, und perfekt wäre ein Absatz von acht bis zehn Zentimetern.
Dame: Ja, da gucken wir mal.
Ich, angesichts von sieben Paaren vollkommen gleicher Satindinger mit langen Spitzen und drei-Zentimeter-Absatz: Ach... nein, da ist wohl leider nicht das Richtige dabei. Vielen Dank, auf Wieder...
Dame, mit Nachdruck: Da haben wir z.B. einen.
Ich: Hm, ja, herrlich, aber der Absatz ist zu niedrig und er hat eine Spitze.
Dame, angefasst: Ja, natürlich hat der eine Spitze, sonst kann man ja die schönen Schuhe gar nicht sehen unter dem Kleid.
Ich: (Denke: das wäre in diesem Fall aber besser so. Sage aber feigerweise:) Das leuchtet ein, aber ich mag keine Spitze. Vielen Dank, auf Wieder...
Dame: Da werden sie keine Schuhe finden.
Ich: Naja, ich habe auch noch nicht lange gesucht, ich hoffe doch, dass ich noch...
Dame: Da werden sie barfuß heiraten.
Ich: Moment mal, es muss doch Schuhe ohne Spitze geben? Irgendwo?
Dame: Barfuß.
Ich, entferne mich rückwärts und lasse sie nicht aus den Augen: Rund! Mit Absatz!
Dame, starrt mich an wie Kah, die Schlange: Sie werden sehen.

Liebe Hasen, eine uralte Verkäuferin aus einem altehrwürdigen Hamburger Geschäft hat mich verflucht. Ich bin vermutlich verloren.

(Im Zweifel mache ich das übrigens. Barfuß heiraten meine ich. Meine Füße wird man nicht sehen, am Ende ist es sogar gesund, das Gasthaus, in dem wir heiraten, gleicht mit Kopfsteinpflaster und Wiesen und Kieswegen sowieso einem Barfußpark, herrlich! Alles ist besser, als 90 Euro für ein paar beschissene Billo-Satin-Dinger auszugeben.)

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