Montag, 1. Juni 2009

Abschied ist ein Stapel CDs

Howard Carpendale hatte Unrecht, ein scharfes Schwert ist hier weit und breit nicht zu sehen. Zweieinhalb Jahre elende Schufterei, Spaß bis nachts um vier, Freundschaft, Feindschaft, Frust, Verzweiflung, Langeweile, Adrenalin, brüderliche Liebe unter Leidensgenossen und Gebrüte schmilzen gerade zu einem zehn Centimeter hohen Stapel gebrannter CDs zusammen, während sich meine Festplatte immer mehr leert. Morgen wird auf diesem Rechner keine Spur mehr von mir sein, genau so wenig wie in diesem Büro. Finde ich ja nicht schlecht. (Soll ich noch irgendwo heimlich einen Popel hinschmieren? Soll ich? Ach neeeeiii, wollen wir zum Schluss mal großmütig sein.)

Das wird schön, zu sehen, wie die Welt da draußen von Montags bis Freitags funktioniert, wenn wir berufstätigen Business-Hasen (bzw. DIE berufstätigen Business-Hasen, ich bin dann ja nicht mehr so richtig einer davon) nicht hingucken können. Und das wird schön, wenn ich auch mal um vier Feierabend machen kann. Vielleicht kommt es ja auch so, wie letzte Woche wieder einer der Zeit-Redakteure befürchtet hat, dass ich es nämlich gar nicht mehr schaffe, Feierabend zu machen, jetzt, wo die Arbeit überall da ist, wo ich bin. Vielleicht hat der Zeit-Redakteur das aber auch nur irgendwo gelesen, und es stimmt gar nicht. Die Zeit macht sich ja gerne mal die falschen Sorgen.

Um die Ecke von meiner Wohnung gibt es ein Café. Das sah immer sehr nett aus, aber ich war trotzdem nur zweimal da, weil bei diesen beiden Gelegenheiten das Essen so grauenvoll war, dass ich nichts mehr davon wissen wollte. Einmal hatte ich z.B. geschmortes Kaninchen, und das hat geschmeckt wie Kaninchen-Duschgel. Jetzt haben das Café ein nettes Mädchen und ihr Freund übernommen, sie haben alles frisch gestrichen, die Bar umgebaut, und jetzt ist es da abends immer rappelvoll, sie scheinen also das Duschgel von der Karte genommen zu haben. Vielleicht werde ich ja in Zukunft tagsüber da sitzen, Marienkäfer aus meinem Milchschaum retten und schuften. Paradies, oder?
Gut, meine Vielflieger-Konten werden ein bisschen leiden.
Aber mach ich mir deshalb Sorgen? Ich bin doch nicht die Zeit!

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