Sonntag, 31. Mai 2009

Ich langweile mich mit Synarela und ärgere mich über die Zeit

Synarela ist sicher ein wertvoller und unverzichtbarer Bestandteil eines In Vitro-Zyklus. Als Mittelpunkt eines Actionfilms würde es aber wohl nicht viel hergeben. Ich sprühe, dann muss ich niesen, das kann ich aber zum Glück unterdrücken, die Kehle brennt ein bisschen, aber das macht nicht viel. Ende der Geschichte. Was nun?

Ich könnte ja noch etwas darüber schreiben, dass ich mich heute morgen ziemlich geärgert habe, als ich ein altes Zeit-Magazin gelesen habe und darin eine Kolumne gefunden habe, in der es darum geht, dass ein amerikanischer Star, den wir alle kennen, jetzt eine ihrer befruchteten Eizellen von einer anderen Frau austragen lässt. In dieser Kolumne fand der Autor das überhaupt nicht gut. Da war vom Schicksal die Rede und von der Frage, warum so viele Frauen (und eben auch diese) scheinbar keine Adoption wollen, sondern sich unbedingt reproduzieren müssen. Der Star wurde als eins von vielen Beispielen dafür genommen, dass heute künstlich befruchtet oder von Leihmüttern ausgetragen wird - und als ein weiteres Beispiel für den Versuch, dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen und "zu kaufen", was sich nicht von selbst einstellt. Dann wurde noch düster geunkt, wer sich so über das Schicksal hinwegsetze, der müsste eben dann auch damit rechnen, dass "alles Unglück, das man bei der Jagd nach dem Glück erzeugt, auf einen selbst zurückfällt". Buh!

Ich hab mich deshalb aufgeregt, weil hier scheinbar jemand nicht weiß, dass es gar nicht so leicht ist, ein Baby zu adoptieren. Vor allem nicht in dem Alter, in dem die meisten von uns überhaupt merken, dass sie von alleine nicht schwanger werden. Als wäre die Frage "adoptiertes Kind oder eigenes" eine reine Geschmacks- oder eine Charakterfrage, als würde man aus Snobismus oder Eitelkeit eine Adoption ausschließen und wäre sich zu fein dafür.

Ich habe mich noch aus ganz vielen anderen Gründen über den Artikel geärgert, aber die will ich hier gar nicht so im Detail ausbreiten, und zwar genau deshalb, weil ich im Moment immer noch wütend bin und hier nicht irgend etwas rausrotzen will, das mir morgen leid täte. Aber ich finde, dass es immer ein bisschen lahm und billig ist, wenn man anderen erzählt, sie hätten ihr Schicksal als Schicksal zu akzeptieren, und wenn man ihre Versuche, etwas daran zu ändern, entwertet und abkanzelt. Und sich dann auch noch eine so dankbare Zielscheibe für seine Spöttelei sucht - mal ehrlich, das hätte ich der Zeit und auch ihrem Magazin nicht zugetraut, dass sie ausgerechnet auf diese Frau schießt: Karrierefrau über 40, laut Presse Eheprobleme, Ruf einer harten Geschäftsfrau - ätsch, und nun kann sie kein eigenes Kind bekommen. ("ätsch" stand da nicht, aber "ätsch" denken sich mit Sicherheit viele, die das lesen, und das weiß der Autor auch genau, schlau wie er sonst ist.). Und dann haftet dieser Kritik an Leihmutterschaft und In Vitro auch noch so etwas Altväterliches an - oder sehe nur ich das so? "Dieser neumodische Kram, halten die sich denn alle für den lieben Herrgott?" Es gab auch mal Zeiten, da hat eine Blinddarmentzündung den Tod bedeutet, und irgendwo saß bestimmt auch mal jemand, wackelte mit dem Kopf und sagte "Ich weiß nicht, ich weiß nicht, ob das mit diesen Blinddarmoperationen nicht dem Schicksal ins Handwerk pfuscht". Ich bin froh, dass das heute nicht mehr so ist, und ich bin froh, dass ich trotz allem vielleicht doch noch ein Kind bekommen kann.

Was ich gerade brauchen kann, ist jede Menge Normalität, meine Freunde, gute Ärzte, diesen Blog hier und viel Glück. (Glück ist ein gutes Stichwort. Vielleicht würde der Gedanke den Autor ja ein bisschen trösten, dass auch heute noch Glück dazugehört, und zwar leider eine ganze Menge davon.) Was ich definitiv nicht brauche, sind Männer über 50, die von Schicksal reden.

2 Kommentare:

  1. ... du hast ja sooo Recht! ;-)

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  2. ich stöbere grad so durch den Blog und immer und immer wieder holt es mich ein, wie deutlich Du meine Gedanken auf den Bildschirm bringen kannst. Was hab ich den (zweifelnden) Leuten schon erzählt, dass sie dem lieben Herrgott bei jeder Blinddarm - OP und jedem Herzschrittmacher so dermaßen "ins Handwerk pfuschen" .. außerdem hätte uns der liebe Herrgott doch niemals das Wissen und die Fähigkeiten in die Hände gegeben, genau diese Wege zu gehen, oder? man oh man ..

    Grüße,
    ineli

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